martedì 9 settembre 2008

"Dolomiten": Zensur statt Aufarbeitung

In Südtirol wird lieber vertuscht als offen geredet, wenn es um die Zeit des Naziregimes und die Aktivitäten der Landsleute in und unter diesem geht. 
Nach dem 2. Weltkrieg hat man gegen die faschistoide italienische Regierung zusammengehalten und geschwiegen - und heute, über 60 Jahre später, schweigt man auch lieber, als Unangenehmes auszusprechen. Der Schein muss um jeden Preis gewahrt werden, auch um den der Wahrheit.
Dass auch viele Südtiroler aktive Nationalsozialisten waren, das will man nicht hören. Geschichtsaufarbeitung, die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Historie - kein Bedarf. Und wenn es jemand trotzdem tut, dann wird er totgeschwiegen. Wie beispielsweise Markus Lobis.
Karl Nicolussi-Leck war Panzerkommandant und Obersturmführer der SS, seine Einheit, das Panzerbataillon Wiking, war in Kriegsverbrechen verwickelt und nach dem Krieg half er, Nazis durch Südtirol zu schleusen. Vor einigen Tagen verstarb Nikolussi-Leck, und niemand wagte es, diese "Detaills" aus seinem Leben anzusprechen.
Nun hat Markus Lobis einen Leserbrief geschrieben, der von der Leserbrief-Redaktion der Dolomiten abgelehnt wurde, mit der Begründung, "dass der Verstorbene mehr Pietät verdient". Unter dem Deckmantel der Rücksicht werden so Naziverbrechen totgeschwiegen.
Die Antifa fordert eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte und gibt antifaschistischen Stimmen Raum.

Hier der zensierte Leserbrief von M. Lobis:

Ein typischer Südtiroler?
Mit Karl Nicolussi-Leck ist ein großer Südtiroler verstorben. War Nicolussi-Leck gar ein typischer Südtiroler, denen man ja nachsagt, aus jeder Situation jeweils das Beste zu machen?
VKS-Chef und glühender Nazi seit der Anfangszeit der „Bewegung“ ging Nicolussi-Leck 1940 zur SS, wurde zum ritterkreuztragenden Panzerkommandanten und Hauptsturmführer der SS-Division Wiking im 2. Weltkrieg und nach dem Krieg dann Nazi-Schleuser  im Reisebüro zum Hakenkreuz.
Dann – eher untypisch für Südtiroler – ein paar Jahre in Südamerika. Dort erfolgt Nicolussis märchenhafter wirtschaftlicher Aufstieg, dessen Grundlagen nie hartnäckig hinterfragt werden. Dann die Rückkehr in den warmen Schoß der Heimat. Fortan segensreiches Wirken in Bildung, Kultur, Wirtschaft und Politik. Als ob vorher einfach nichts gewesen wäre.  Ein schönes Leben in einem schönen Land. Dem Land der Opfer. 
Lei net rogeln!

Der ganze Emailwechsel mit der Leserbrief-Redaktion:

(alle Infos von markus-lobis.blog.de)


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