sabato 30 maggio 2009

Falsch verbundene Schützen

...oder: Ein Tagblatt und seine Feinde

Wie die Tageszeitung "Dolomiten" (und ihre Onlineausgabe "stol.it") berichteten, hat sich auf der Homepage des Schützenbundes neun Jahre lang ein Link zu Naziliedern befunden.
Stol.it titelte dann auch dementsprechend skandalheischend "Über die Schützen zu Nazi-Liedern" und machte aus einem kleine Link eine Provinzaffäre.
Der Schützenbund reagierte sofort und entfernte präventiv seien gesamte Linksammlung und distanzierte sich vom Inhalt.

Mit Händen und Füßen wehrt sich der Südtiroler Schützenbund stets dagegen, wenn Kritiker die „Gefiederten“ in die deutsch-nationale Ecke rücken wollen. Jetzt liefern sie ihnen die Beweise selbst auf einem goldenen Tablett – mit einem Link auf ihrer Homepage. Drei Klicks reichen, um von der Schützen-Homepage auf eine Seite mit reichlich Nazi-Material zu kommen. Texte einer ganzen Palette von Nazi-Liedern kann man hier kopieren bzw. anhören. Für die Schützen ist es eine „umfangreiche Sammlung von deutschen Volksliedern deren Melodie auch als Midi-Datei zum Download zur Verfügung steht.“ So steht es auf der Schützen-Homepage als Erklärung über die Inhalte des Links im Wortlaut. Tatsache ist aber, dass im äußerst umfangreichen Archiv der externen Internetseite – die nicht vom Schützenbund betrieben, aber von ihm als Link empfohlen wird – die wichtigsten Lieder aus der Zeit des Nationalsozialismus frei verfügbar sind.Neben dem „Horst Wessel-Lied“ – der inoffiziellen Hymne des Dritten Reiches – findet man u. a. auch „Heil Hitler dir“, „Gott sei mit unserm Führer“, „“Der Führer ruft“, Hakenkreuz am Stahlhelm“, „Führer!“, „Es zog ein Hitlermann hinaus“ und viele andere Lieder mehr. (Quelle: stol.it)
Dass bestimmte auch einflussreiche Personen und Gruppen innerhalb des Schützenbundes eine unliebsame Nähe zu rechtsextremistischen Gedankengut aufweisen, zeigte sich nicht nur in der Vergangenheit, sondern zieht sich nahtlos bis in die Gegenwart. Die Aussage eines hohen Vertreters, dass es "ein Problem mit dem rechten Flügel innerhalb des Bundes und mit einzelnen Kompanien gibt, auf deren Treiben die schwache Fühung unter Major Paul Bacher keinen Einfluss hat", bringt die gegenwärtige Lage wohl auf den Punkt.

Mit voller Breitseite gegen die "Gefiederten"
Trotzdem ist die Polemik um den "Nazi-Link" mehr als ungerechtfertigt und hat wohl mehr die Züge einer parteipolitischen Schlammschlacht denn einer aufklärerischen Informationsarbeit. Denn es muss wohl verwundern, mit welcher Schärfe das Tagblatt dabei vorgeht - angefangen von der polemischen Berichterstattung, der Wortwahl und der Hartnäckigkeit, mit der agitiert wird.
So heißt es in einem der vier Artikel, die auf stol.it veröffentlicht wurden:
"Nach dem Motto „Ja es stimmt, ich war böse, aber andere sind es auch“ versucht sich der Schützenbund aus der Verantwortung für den Nazi-Link auf der eigenen Website zu stehlen."
Die Art und Weise der Darstellung des Sachverhalts ist jedenfalls für die Autonome Antifa Meran nicht nachvollziehbar. Denn: Es entspricht nicht den Tatsachen, dass die verlinkte Seite rechtsextremen Ursprungs ist. Neben einer Fülle von Volksliedern unterschiedlicher Couleur bietet die Homepage eben auch Nazilieder an - neben "Bella Ciao" und DDR-Musik. Dies betont auch die Studie der Bundesprüfstelle, die im Stol-Artikel zitiert wird:
"Zwar würden auf den Seiten auch kommunistische, christliche und Volkslieder präsentiert, so dass kein expliziter volksverhetzender und rechtsextremer Gesamtzusammenhang des Angebots erkennbar sei. Jedoch sei durch die fehlende pädagogische und aufklärerische Kommentierung der Liedtexte und ihrer Inhalte zu befürchten, dass gerade Jugendliche, deren Geschichtsbewusstsein und Geschichtskenntnisse noch nicht voll ausgeprägt seien, durch die Lieder und ihre Texte sozialethisch desorientiert werden könnten."
Dies mag und soll man durchaus kritisieren, eine rechtsextreme Gesinnung lässt sich aber daraus weder von den Betreibern noch von solchen, die diese Homepage als ganze verlinken, ableiten. In der Bericherstattung der Athesia-Medien wird die Sache aber so dargestellt, als würde dieser Link direkt zu den Naziliedern führen.
Zu Recht argumentiert der SSB dann auch damit, dass mehrere andere staatliche Institutionen auch Links auf diese Seite setzen. Stol schreibt dann - einer eigenwilligen Logik folgend -, dass diese auf deren Homepage nicht "nach drei Klicks" erreichbar seien - als ob dies die einen zu Nazis und die anderen zu braven Staatsbürgern machen würde.

Was steckt dahinter?

Erinnern wir uns, mit welchem Aufwand die Athesia-Medien kurz vor den Landtagswahlen 2008 eine Kampagne gegen die Freiheitliche Partei gefahren haben, um diese ins rechte Eck zu stellen. Nicht dass eine solche Kritik nicht unberechtigt wäre (denken wir an die rassistische Politik der Freiheitlichen, ihre Verbindungen zur FPÖ und ihre Nähe zu rechtsextremen Subjekten). Die Art und Weise und der Zeitpunkt der "Berichterstattung" legte aber andere Schlüsse nahe. Die Frage nach dem, was dahinter steckt, muss deshalb auch diesmal gestellt werden. Und es darf wohl kein Zufall sein, dass die SVP und der LH Durnwalder neuerdings in die Rolle der "Friedensstifter" geschlüpft sind, die sich gegen die "Zündler" - Unitalia, Schützen ecc. - behaupten. Dass die Sache mit dem "Nazi-Link" dann auch dem Geschäftsführer Elmar Thaler, einem einflussreichen Strippenzieher des radikaleren Flügels - untergeschoben wird, rundet das Bild dann ab.

Die zwiespältige Moral des christichen Tagblattes
Während die Athesia-Medien so auf der einen Seite die "antifaschistischen" Sittenwärter spielen, haben sie kein Problem damit, dem Buch des Rechtsextremen Helmut Golowitsch in der Dolomiten breiten Raum zu widmen - ohne ein Wort zu dessen extremistischen Einstellung zu verlieren und im Gegenteil, nur lobende Worte für Autor und Werk findet. Der Inhalt kann dies vielleicht zutreffen (obwohl es zu bezweifeln ist), im Rahmen einer Quellenkritik ist diese Darstellung aber mehr als unverantwortlich.


Zusammenfassend lässt sich sagen: Wir wollen nicht die Schützen vor berechtigter Kritik in Schutz nehmen, nur fällt jene der Athesia-Medien aus diesem Rahmen heraus und zeigt nur einmal mehr, auf welche Art und Weise die AtheSVP gewohnt sind, in Südtirol Politik zu machen - und dass diese mit problemorientierten Ansätzen nichts zu tun hat. All jene, die sich zur autonomen Opposition zählen, sollten sich jedenfalls hüten, auf diesen Zug aufzuspringen.


23 commenti:

  1. Bravo, sehr guter und fairer Artikel!

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  2. Nja, aber dass keinem der über 2700 Besucher dieses Links, die braunen "Volks"-Lieder aufgefallen sind und die Verantwortlichen der Schützenseite nicht darauf aufmerksam gemacht wurden, ist schon sehr ...ähm... verwunderlich!
    Vor allem weil die Nazilieder unter den deutschen Volksliedern eingeordnet sind, und der Link dort ja genau mit jenen beworben wurde!
    Es ist eben die Serie an rechten Skandalen, welche diese Geschichte so brisant macht...

    LG Michi

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  3. Natürlich sind die Nazilieder unter den deutschen Volksliedern eingeordnet, schließlich sind sie ja auch in deutscher Sprache. Und dass der SSB den Verweis nicht auf kroatische Volkslieder setzt, ist wohl auch nachzuvollziehen.

    Mir jedenfalls zeigt sich kein Indiz, dass hier eine besondere Absicht dahinter stecken würde. Denn das wäre ja selbst für die Schützen zu plump.

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  4. sie haben einen Rechtsextremen für die Weiterbildung geholt, sie halten Scrinzi hoch, sie bewerben "Vermächtnis" ... passt doch alles wunderbar zusammen.

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  5. @BlackAnt
    Glaubst du nicht, dass wenigstens einer, der 2700 Besucher in diesen 8 Jahren, über so ein Nazilied stolpern hätte müssten und (falls er diese Lieder nicht als "normal" empfindet) das dann dem Verantwortlichen der Schützenseite hätte melden müssen? Oder, all diese Besucher sehen nichts schlechtes darin Hackenkreuzlieder anzuhören... keine Ahnung...

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  6. Ich habe die Seite schon öfters gesehen, sehe aber nichts schlimmes daran Lieder zu sammeln, es sind Nazi-, Faschisten-, Kommunisten-, Monarchisten- und Anarchistenlieder dabei. Die Seite hat keine politische Ausrichtung, wusstest du z.B. dass im Marketingkursen in vielen Ländern der Welt Goebbels als "Vorbild" angesehen wird in Sachen Corporate Culture etc.? Sind also die Uniprofessoren die Goebbels als "genialen PR-Mann" darstellen alles Nazis? Sind Geschcihtsbücherschreiber Nazis weil sie NSDAP-Wahlplakate abbilden?

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  7. Es geht nicht darum! Wenn (wie das in Deuschland passiert ist) eine zB Bibliothek auf diese Seite verlinkt, dann ist das etwas anderes, als wenn es eine politische Organisation wie der SSB tut. Vor allem, wenn er sich nicht vom Inhalt der Seite distanziert...(meine jetzt vor dem Skandal!)

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  8. Die Seite verherrlicht diese Lieder doch nicht, es sind Lieder vieler extremen und auch moderaten politischen Richtungen, wenn ein Lehrer Geschichte lehrt muss er sich doch auch nicht von der Geschcihte distanzieren...

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  9. Sind also die Uniprofessoren die Goebbels als "genialen PR-Mann" darstellen alles Nazis?

    sosigis kennt wieder einmal nicht den Unterschied zwischen Wissenschaft und Rechtsextremismus. Er sucht halt immer nach Ausreden, um den Rechtsxtremismus glatt durchkommen zu lassen.

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  10. Man kann eine Sammlung von Liedern verschiedener Epochen auch als wissenschaftlich bezeichnen. Diese Sammlung ist nicht politisch, du solltest mal zum Psychologen gehen, wenn du hinter jedem einen Rechtsextremisten vermutest.

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  11. Man kann alles schön reden ;)

    Fakt ist aber, dass vom SSB eine Entschuldigung kam, die Verlinkung gelöscht wurde und meines Wissens nach kein Wort von wegen "Wissenschaftliche Dokumentationen" fiel. Also ist nach meinen Erachten dieses runtergespiele ziemlich überflüssig..

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  12. Ja, die Entschuldigung ist meiner Meinung nach totaler Quatsch, aber was sollte man machen nach dieser bewussten Fehlinformation der Menschen durch die Ebner-Presse? - Es stand geschrieben die Schützen hätten eine "Naziseite" verlinkt, das haben sie aber nicht! Warum sollte man sich für etwas entschuldigen was man nicht getan hat?

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  13. Und den Scrinzi haben sie auch nicht eingeladen...er hat sich ihnen förmlich aufgedrängt. *kopfschüttel*
    Es muss, erst die Dolomiten darüber berichten bevor der SSB sich zum Handeln genötigt fühlt! Das ist es was ich kritisiere!

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  14. was ich nicht verstehen kann ist, wenn selbst solche leute, die sich als links verstehen, nicht genügend weitsicht haben um zu unterscheiden, wann wirklich kritik notwendig und angebracht ist und wann es nur mehr um hetze geht.

    ein vorwurf legitimiert sich nicht dadurch, dass er "gegen die schützen" gerichtet ist - man mag zu ihnen stehen wie man will.

    einen vorwurf kann man den schützen nur machen, wenn es offensichtlich ist, dass der link bewusst gesetzt wurde, um gezielt diese inhalte zu vermitteln. dies ist nicht der fall - die vorwürfe sind also nur an den haaren herbeigezogen.

    dies ist ein perfektes beispiel, dass die nazikeule nicht nur eine vielzitierte illusion der rechten ist, sondern dass sie dazu verwendet wird, um politische gegner zu diskreditieren.

    in den anderen fällen - scrinzi, rohnhof, dvu ecc. - ist die sache eine andere, da bewusst oder fahrlässig mit rechtsextremistischen ideen umgegangen wurde.

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  15. bewusst, nicht fahrlässig, bewusst rechtsextremistische ideen hereingeholt.

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  16. dass das Tatblatt der Südtiroler mit zwei oder auch drei Zungen spricht, entschludigt den Link noch lange nicht.
    Die SF verlost übrigens das Buch des Rechtsextemisten Golowitsch ...

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  17. da der schützenbund und dessen führung aus verschiedenen personen besteht, die nicht über einen kamm geschehrt werden dürfen, habe ich zwischen bewusst und fahrlässig unterschieden.

    de facto ist dieser link kein "nazi-link". ich kann daher diesem artikel nur zustimmen.

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  18. Typisch:

    Wenn solche Machenschaften nicht von dezidiert linker Seite aufgedeckt werden, dann steckt sicher nur ein politisches Kalkül dahinter. Denn laut dem Artikel (arg.:"Was steckt dahinter?")spielt die SVP ja nur den Friedensstifter. Die SVP spielt nicht Friedensstifter, sondern ihr und insbesondere Luis Durnwalder haben wir eine Befriedung der Situation in Südtirol zu verdanken, da er die Extreme stets isoliert und eine Politik des Dialogs geführt hat. Lieber Artikelschreiber, bitte stell dir mal ein Südtirol ohne den real exisitierenden Friedensstifter SVP vor. Ein Südtirol der Union, der Freiheitlichen, der Unitalia, des PDL, der SF...
    http://diesuedtirolerwoche.wordpress.com/2009/06/01/selbstbestimmung-nein/

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  19. na, übertreiben wir nicht ! in der letzten Zeit hat die SVP ordentlich gezündelt. Zuerst der Elmar Pichler und die Schützen mit ihrer Selbstbestimmung-Harakiri-Aktion, dann Zeller mit dem Slogan "Die dynamische Autonomie ist tot": das hat dieser rechten Hetz die Schleusen geöffnet.

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  20. Die Dolomiten mit dieser Pseudo-Nazi-Link-Geschichte nur Schwachsinn verzapft. Wenn man den Vorwürfen effektiv nachgeht, bleibt fast nichts mehr übrig davon. Diesbezüglich ist dem Beitrag der Antifa Meran nur beizustimmen.

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  21. Hut ab!
    Ehrliche und richtige Analyse der Antifa!.
    Es ist ein Zeichen von Größe wenn man sich für den politischen Gegner auch einsetzt wenn ihm unrecht missfährt.

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  22. Auf der Schützenseite wurde die Seite Volksongs.html verlinkt, nicht die Seite WWII.html, wo unter Anderem die Nazi-Lieder zu finden sind. Nur auf der WWII.html-Seite war eine Warnung angebracht (und auch dort erst seit 2006).
    Die Schützen hätten daher auch nach einer Kontrolle der verlinkten Seiten keine Hinweise auf Nazi-Inhalte gefunden.
    Und zudem besteht keine Rechtspflicht verlinkte Seiten täglich zu kontrollieren.

    Die Athesia soll sich wegen ihrer Hetzkampagne was schämen. Und die Grünen auch, die den Artikel übernommen haben ohne zu überprüfen, welche Seite effektiv verlinkt wurde.

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  23. vielleicht sollten sich die Schützen auch mal schämen mit ihren Rechtsaußen-Stürmern. Die Kontakte zu rechtsextremen Ideologen sind ein Fakt.

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