martedì 28 febbraio 2012

NO TAV-Proteste - Hintergründe

In ganz Italien gingen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit den Protestierenden im Susa-Tal zu bekunden und gegen das repressive Vorgehen der Regierenden zu demonstrieren. Um was geht es eigentlich? 
(Quelle: notav.eu, leicht bearbeitet)

Susa-Tal westlich von Turin
Das Projekt
Etwa von 1989 stammt ein konkretes Projekt für den Bau einer Hochgeschwindigkeitstrasse Lyon-Turin (italienisch „TAV“, treno di alta velocitá), die sich direkt an die Strecke Neapel-Mailand-Turin (bereits im Bau) anschließt. Das Projekt wurde zunächst als Verbesserung der Personenbeförderung schmackhaft gemacht, wegen der zu geringen Auslastung der bereits bestehenden Bahnlinie soll es aber als Gütertransportverbindung fungieren, mit der man die ca 4.500 LKWs, die täglich hier durchrauschen (35% aller Güter, die über die Alpen transportiert werden passieren das Susatal), auf die Schiene kriegen will. Nach neuesten Hochrechnungen (der französischen Gesellschaft SETEC, nicht der Gegner) wird sich aber gerade mal 1% auf die Schiene verlagern! Das Ganze soll 20 Milliarden € kosten, aus Erfahrung rechnet man aber schon jetzt mit etwa zwei- bis dreimal soviel. 

Asbest- und Urangefahr
Die Trassenführung sieht den Bau mehrerer Tunnels vor. Der erste, ca 23 km lang, muss durch asbesthaltiges Gestein, der letzte ‑ von Venaus nach Frankreich und gut 53 km lang ‑ durch uranhaltiges Gestein geführt werden. Bereits 1997 wurden Gesteinsproben von letzterem durch die ARPA (regionale Umweltschutzbehörde) analysiert: Sie sind so stark Uran haltig, dass sie unter das Strahlenschutzgesetz fallen! Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte man dort Uran für die friedliche Nutzung abbauen. Aus dieser Zeit existieren noch einige Stollen, in denen kürzlich mit einem Geigerzähler die radioaktive Strahlung gemessen wurde: Sie übertrifft die Normalstrahlung im Tal etwa tausendfach! Für die Zwischenlagerung des Asbestaushubs wurde unter anderem ein Gelände neben einem Sportplatz ausgewiesen. Doch im Tal wehen ca 100 Tage im Jahr Winde mit Geschwindigkeiten von ca 150 km/h direkt nach Turin (Asbeststaub => Mesoteliom, ein unheilbarer Lungenkrebs). Damit der Aushub überhaupt weggeschafft werden kann, sollen zwölf Seitentunnels gegraben werden mit unabsehbaren Folgen für das Grundwasser und die Luft: 15 Jahre lang (geplante Bauzeit) werden hier Tag und Nacht Lastwagen (2300 pro Tag) den Asbestaushub über Feldwege und durch enge Dorfgassen transportieren. Dies alles betrifft direkt oder indirekt etwa 450 000 Anwohner der Provinz Turin.

Ökonomische Interessen
Das Projekt soll die darniederliegende italienische Wirtschaft ankurbeln, indem private Gelder fließen. In Wirklichkeit jedoch handelt es sich um öffentliche Mittel, versteckt hinter privat verwalteten Aktiengesellschaften und dem „General Contractor“. Es entsteht der Eindruck, das Projekt nütze vor allem den Firmen, die am Bau beteiligt sind. Dazu gehört z.B. die Firma Rocksoil, bis vor kurzem Eigentum des Ministers für Transport und Verkehr, Pietro Lunardi, (er hat den Betrieb kürzlich an seine Kinder abgetreten: Interessenkonflikt gelöst, auf italienische Art). Die großen Baufirmen treten dann Einzellose an kleinere Firmen ab und diese an noch kleinere, bis niemand mehr weiß, wer jetzt wo was baut, woran die Mafia (die es nicht nur in Sizilien gibt, sondern überall, wo Geld fließt) immer am besten verdient.

Der Alternativplan
Es gibt durchaus Alternativen: Die bereits bestehende Bahnlinie ist nur zu 38% ausgelastet und könnte mit nur etwa 1 Milliarde € an Investitionen so modernisiert werden, dass ihre Kapazitäten verdoppelt würden (von jetzt etwa 8,5 Mio Tonnen /Jahr auf 20). Man rechnet mit einer Nachfrage von etwa 21 Mio Tonnen in etwa 10 Jahren, wobei nicht berücksichtigt wurde, dass zwar der Warenwert steigt, das Gewicht aber sinkt, weil immer weniger Rohstoffe transportiert werden. Die Bahnlinien entlang der Küste nach Nizza, gar nicht weit von hier, sowie am Gotthard und Lötschberg befinden sich bereits im Ausbau und können einen Teil des Warentransports übernehmen. Die errechneten Kapazitäten der Hochgeschwindigkeitstrasse von etwa 40 Mio Tonnen/Jahr sind also gar nicht notwendig. (Siehe auch Artikel „il sole 24 ore“, 22/11/2005 „Ma il Brennero è molto più urgente”). Und das gilt nicht nur für Lyon-Turin, sondern auch für den Brenner.

Die Proteste
Die Bewohner des Susatales wehren sich gegen diese Pläne. Schon seit Jahren gibt es ein „comitato no-tav“ hinter dem mittlerweile etwa 90 % der Bevölkerung stehen, angeführt von den Bürgermeistern der 45 Gemeinden des Tales, der Verbände Oberes und Unteres Susatal, unterstützt von einigen kleineren Parteien und allen Umweltorganisationen der Gegend. Alle Entscheidungen über Aktionen und Aktivitäten werden in öffentlichen Versammlungen getroffen, demokratischer geht’s nicht!
Der konkrete Protest begann dieses Frühjahr 2005, als die Bauarbeiten, als Probebohrungen getarnt, beginnen sollten. Im Juni fand im Tal eine Demonstration mit etwa 30.000 Teilnehmern statt, drei Hüttendörfer wurden errichtet, um die Probebohrungen zu verhindern (nie war irgendjemand vom Tal zu einem Dialog mit der Regierung geladen worden!), die ja eigentlich überflüssig sind. Am 16.11.2005 war im Valsusa Generalstreik, mit einem Marsch von Bussoleno nach Susa mit 70.000 Teilnehmern wurde friedlich gegen dieses Projekt demonstriert.
Quelle: notav.eu


Informazioni in italiano:
www.notav.it
www.notavtorino.org
www.legambientevalsusa.it
www.notav.info

Infos auf deutsch:
linksunten.indymedia.org
www.abc-berlin.net

1 commento:

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