sabato 20 dicembre 2014

Wenter-Schule wird umbenannt!

Nach 50 Jahren ist Schluss mit Wenter: Laut Ankündigung der Schuldirektorin wird dieses Thema bei der nächsten Schulratssitzung besprochen werden. Die Schule soll in Zukunft nur mehr "Meran Stadt" heißen oder einen anderen Namen tragen.
Nach dem Aufruf der Antifa Meran und der breiten Berichterstattung in den vergangenen Tagen haben Schulamtsleitung und Schuldirektion den Ball aufgegriffen und reagiert: Eine Umbenennung steht bevor, kann aufgrund des üblichen Prozedere jedoch noch mehrere Monate dauern. Jedenfalls ist Bewegung in die Sache gekommen.
Wie die Schuldirektorin Brigitte Öttl gegenüber Tageszeitung und Alto Adige mitteilte, werde der Schulrat bei seiner nächsten Sitzung über das Thema sprechen und eine alternative Benennung herbeiführen. Mit Beginn des nächsten Schuljahres soll die Umbenennung dann abgeschlossen sein: Entweder soll die Mittelschule einfach "Meran Stadt" heißen, oder aber einen anderen Namen tragen.
Die Namensfindung obliegt dem Schulrat, von verschiedenen Seiten wurden schon Namensvorschläge angebracht: Alexander Langer, Gandhi und Bruno Jori wurden genannt. Wie es auch kommen mag:
Die Antifa Meran begrüßt die angekündigte Umbenennung und bedankt sich bei den Organisationen, die die Kampagne #wegmitwenter unterstützt haben, ebenso wie bei jenen Personen, die durch die wissenschaftliche Aufarbeitung der Nazi-Verstrickungen Wenters die Grundlage dafür geschaffen haben!
Leider gibt es jedoch noch immer viele andere Straßen und Institutionen, welche nach Personen oder Ereignisse benannt sind, die eine ähnlich belastete Vorgeschichte haben. Das Beispiel von Meran gibt jedoch Hoffnung, dass auch diese jetzt verstärkt hinterfragt werden.

giovedì 18 dicembre 2014

Aktion zum Tag der Migration in Meran

In Meran haben Symphatisanten der Antifa Meran mit Flugzettel und Banner Aktionen auf den Internationionalen Tag der Migration hingewiesen.

Schulzentrum Meran

Meran Sandplatz


"Der Baum der Wünsche" - Weihnachtsmarkt

"Der Baum der Wünsche" - Weihnachtsmarkt


Breites Medienecho - Schule und Politik zum Handeln aufgefordert

Update vom 22.12.2014.

Die Medienresonanz auf die Forderung der Antifa Meran zur Umbenennung der Josef-Wenter-Schule war groß. Jetzt sind Schule und Politik am Zug.
Auch Organisationen wie der BGR-Fanclub und die Brennerbasisdemokratie unterstützen die Forderung. Eine Presseschau.

lunedì 15 dicembre 2014

50 Jahre Wenter sind genug!


Seit Herbst 1964 ist die Mittelschule im Meraner Schulzentrum nach dem Schriftsteller Josef Wenter benannt - einem NSDAP-Mitglied und Nazi-Kollaborateur. Im Jahr 2000 wurde im Zuge der Umbenennung des Klebelsberg-Gymnasiums auch der Name der Mittelschule in Frage gestellt. Passiert ist seitdem nichts. Deswegen fodern wir nach 50 Jahren Josef-Wenter-Schule: Weg mit Wenter!

"Deswegen ist das Problem ad acta zu legen.", meinte der ehemalige Direktor Dr. Oswald Kuntner in einem Gespräch zur Umbenennung der Meraner Mittelschule "Josef Wenter" vor sieben Jahren, denn durch die Zusammenlegung der Schulen würde auch der Name verschwinden. Heute heißt die Mittelschule immer noch so. Das Problem dabei: Josef Wenter (1880-1947) war nicht nur ein (im nationalsozialistischen Österreich) durchaus bekannter und erfolgreicher Schriftsteller und Dramatiker; er war auch einer, der "systematisch  kooperiert  hat  mit  dem  österreichischen Ständestaat, vor allem dann aber mit dem deutschen Nationalsozialismus" (Hans Heiss).
Leider wird dieser Umstand gerade auch von jenen, die sich für die Beseitigung der faschistischen Relikte einsetzen, wenig beachtet. Im Zuge einer umfassenden Aufarbeitung der faschistischen und nationalsozialistischen Geschichte Südtirols, die wir seit Jahren konsequent fordern und vertreten, ist die Umbenennung von derart belasteten Straßen- und Institutionennamen ein notwendiger Schritt. Dies gilt insbesondere und erschwerend beim Namen einer Schule, der nicht nur repräsentative, sondern auch pädagogische und Vorbildfunktion für zukünftige Generationen hat.
Die Namensgebung in den frühen 60er-Jahren bleibt teilweise im Dunkeln: Auf einer Plenarsitzung 1963 wird über die Benennung der Schule abgestimmt. Michael Pacher, Karl Wolf, Franz Innerhofer und Josef Wenter stehen zur Auswahl, Pacher erhält vor Wenter die meisten Stimmen. Trotzdem und aus ungeklärten Gründen heißt die Schule ab 1964 Josef-Wenter-Schule. Die Gemeinde Meran hatte zur Benennung ein positives Gutachten abgegeben.
In den 90er-Jahren entspinnt sich eine Debatte um die Namensgebung des Realgymnasiums Bozen: Seit 1981 war es nach Raimund von Klebelsberg benannt, aufgrund seiner nationalsozialistischen Vergangenheit trennt sich die Schule im Jahr 2000 von diesem Namen. Auch die Wenter-Schule gerät in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit, die Direktorin Brigitte Öttl sieht jedoch keinen Handlungsbedarf - gesteht jedoch die identitätsstiftende Bedeutung des Namensgebers ein: "Wir  bezeichnen  uns  hier  tatsächlich  als  die  Wenter-Leute,  die  Wenter-Menschen,  wir  machen  die  Wenter-Zeitung. Wir haben ein 'Wir-Gefühl', das wir am Begriff 'Wenter' aufhängen."

10 Gründe für die Umbennennung der Wenter-Schule
  1. Josef Wenter wurde bereits 1932/33 Mitglied der NSDAP - und blieb es selbst dann noch, als die Partei im Juni 1933 vom austrofaschistischen Regime verboten wurde. Aufgrund seiner nationalsozialistischen Betätigung wird ihm 1935 der von Dollfuß ins Leben gerufene "Förderungspreis für Literatur" aberkannt.
  2. Josef Wenters Denken und Schaffen war geprägt von einer nationalsozialistischen Grundüberzeugung. Er glaubte an die Wichtigkeit von "Abstammung", Patriotismus und bedingungslosem Gehorsam. "Er begründet [in seinen Schriften] seine nationalsozialistische Grundüberzeugung, seine Überzeugung für das Gesamtdeutschtum, für die völkische Idee, für das Führerprinzip, das ist ihm sicherlich abzunehmen." (Hans Heiss)
  3. Seine Bildungskonzeption, "die  von  der  Idee  des  'Herrschermenschen',  von Vergangenheitsverklärung  und  Fatalismus  geprägt  ist, [ist] der  nationalsozialistischen  Ideologie  weitaus näher als dem heutigen Demokratieverständnis" (Christina Linger).
  4. Auch die NS-Institutionen, die seinen Lebenslauf mehrfach durchleuchten, um ihn auf seine Tauglichkeit im NS-Apparat (Reichsschrifttumskammer) zu prüfen, bescheinigen Wenter eine "einwandfreie Haltung": „In politischer  Hinsicht  ist  der  Genannte  vollkommen  einwandfrei,  Nachteiliges  wurde  nicht  berichtet."
  5. Wenter wurde 1936 Mitglied des nationalsozialistischen "Bundes der deutschen Schriftsteller Österreichs" (BdSÖ). Bei der Machtübernahme der NSDAP gibt der Bund eine Lobschrift auf Hitler und das Reich heraus, bei der auch Wenter einen Beitrag verfasst. In seinen Notizen steht zudem: "Mein Führer, hab Dank!"
  6. Den Einmarsch der Nazis in Österreich 1938 begrüßt Wenter mit Begeisterung, das ein Jahr später verfasste Gedicht "Fahnenweihe" endet mit den Worten: "Der erste und ewige Deutsche / Hebt die Hand zum Gruss! Mein Führer, Deutschland ist / bei dir!"
  7. Wenter schrieb für die NSDAP-Zeitung "Völkischen Beobachter" und verfasste mehrere Beiträge für die "Innsbrucker Nachrichten", damals Presseorgan der NSDAP in Tirol. 1940 verfasst er auf Wunsch des Tiroler NS-Gauleiters Franz Hofer und in Zusammenarbeit mit dem Wiener Gauleiter Eduard Freienfeld das Schauspiel "Michel Gaismair".
  8. Adolf Hitler setzte Wenter auf jene kurze Liste der "unabkömmlichen Dichter", die aufgrund ihrer Bedeutung für die NS-Kulturpolitik und Propaganda nicht für den Wehrdienst eingezogen werden durften.
  9. Seine politischen Ansichten ändern sich selbst 1943 nur wenig: Wegen Kriegsführung und der "Gotteslästerung" träumt er nun von einem "süddeutschen, katholischen Reich" und wendet sich von der Idee des Großdeutschen Reiches ab, selbst nach dem Krieg bleibt eine Abgrenzung vom Nationalsozialismus aus.
  10. Seine Reaktion auf das Verbot seiner Werke nach dem Ende des Krieges kommentiert er mit antisemitischen Ausfällen: "Wien ist Juden- und Ausländerdomäne geworden, gegen die ich nicht aufkomme.", und "Ich bin's gewiss, dass dies eine Mache der Juden ist, die mir meinen Erfolge neideten." Und auch in seinem Tagebuch wettert er gegen "jüdische Lügen" und die Rehabilitierung jüdischer SchriftstellerInnen nach dem Krieg.
Es sollte klar sein, dass Josef Wenter ein überzeugter Anhänger des Nationalsozialismus war. Und es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass er sich damit als Namensgeber einer öffentlichen Schule disqualifiziert. Er hätte eigentlich nie in die Auswahl kommen dürfen, hier haben die verantwortlichen Institutionen schlichtweg versagt. Fünfzig Jahre lang ist nichts passiert. Aber es nie zu spät, das Richtige zu tun. Und der Schule einen Namen zu geben, der ihr würdig ist!

Zitate und Informationen aus: Christina Linger 2007, Die öffentliche Darstellung des Südtiroler Schriftstellers Josef Wenter  – eine Studie zum Thema „Vergangenheitsbewältigung“. Diplomarbeit. Verfügbar in der Tessmann- und Universitätsbibliothek Luis Durnwalder Bozen sowie digitalisiert als PDF.