sabato 12 dicembre 2009

Neofaschisten in Bozen- Bilanz

[akt. am 14.12.] Während es zu laufenden Festnahmen (und dementsprechender medialer Aufmerksamkeit) in der Südtiroler Neonaziszene kommt, breitet sich über die rechte Szene in Bozen ein Mantel des Schweigens. Zu unrecht: Neben den beiden Bars "Otto" und "LaDestra" haben sich mit dem Verein "CasaPound Bolzano" und der Bücherei "CasaItalia" nun zwei weitere neofaschistische Institutionen gefestigt.

Des weiteren etabliert sich die in Bozen produzierte Kleidermarke "Revolt Italy", immer mehr zu einer Trendmarke in der italienischen Neonaziszene in Südtirol. Die Marke weist bei anfänglichen Betrachten keine besonderen Bezugspunkte zum Rechtsradikalismus auf. Sie bezieht sich auf die "Working Class" Kids der 70er und 80er Jahre in England , so im Beschreibungstext auf der Homepage. Gemeint ist mit großer Wahrscheinlichkeit die florierende Skinheadszene in dieser Zeit. Die Marke selbst repräsentiert laut ihnen, ihren eigenen Lebensstil. Folgendes Video von youtube zeigt einige bekannte Gesichter der Südtiroler Szene, auch einige Kommentare darunter sind zu beachten.
Video

(Link: http://www.revoltitaly.com/ ).


Auch die rechte Musikszene in Bozen wächst. Die "National Socialist HardCore" Band "No Prisoner" ist neben der sog. "Punk" Band "Lamones" - eine weitere Band mit rechtsradikalen Tendenzen um Bar-Otto-Chef Bonazza. "No prisoner" treten mit bekannten Rechtsrock Bands wie Civico88, Hate for breakfast usw. auf. Interessant auch, die Freundschaftsverknüpfungen der Bands auf Myspace quer durch die Neofaschistischen Misthaufen. http://www.myspace.com/noprisonerhc


Beunruhigend sind diese Entwicklungen gerade desshalb, da die "neuen Faschisten" sehr viel auf subkulturelle Aspekte zurückgreifen. Musik und Kleidungstil von Punks, Skins, Rockabillys, Metallern usw. ist schnell kopiert und missbraucht, politisiert. Auch finden solche Konzerte in der Bar8 statt. Von außen gesehen, eher harmlos. doch Besonders jüngere Jugendliche werden sou schnell für die rechte Szene geködert und gewonnen. Alles verschleiert hinter einem subkulturellen Deckmantel wird hier oft die Gefahr unterschätzt, die von diesen Personen ausgeht.

Warum hier von den Behörden nichts unternommen wird, und bei den deutschen Nazis schon, ist unverständlich. Angesichts der großen Anzahl an UnterstützerInnen und SymphatisantInnen der rechtsextremen Bewegung, die sich um die "Bar 8" und Andrea Bonazza gebildet hat, muss dies mehr als bedenklich stimmen. Zu Recht nennen sie sich "Faschisten des 3. Jahrtausends", präsentieren sie doch alte Ideen in gänzlich neuen Schläuchen. An der barbarischen Kernsubstanz dieses Denkens ändert dies freilich nichts.
Ein Blick auf die Facebook-Seite von Bonazza, der sich dort unter "barotto andrea" registriert hat, lässt aufhorchen: 1.700 FreudInnen weist sein Profil auf. Freilich spiegelt dies nicht die Realität wider, doch kann es mit gutem Gewissen als Indikator für die Beliebtheit dieser Bewegung herangezogen werden. Und es ist auch so manch einer darunter, den eins nicht dort vermutet hätte - wie Davide Orfino, eigentlich Exponent des PdL in Sterzing.
Dass gegen faschistische Ideen bloßes Moralisieren und Mit-dem-Finger-Zeigen wenig nützt, ist auch klar. Weder ein Strache noch ein Graf lassen sich bekämpfen, indem wieder und wieder ihre neonazistischen Verstrickungen aufgezeigt werden und "Nazi, Nazi" gerufen wird. Dementsprechend ist nach den strukturellen Bedingungen zu fragen, welche die Anziehungskraft dieses Gedankenguts nähren. Bei denen, die an den Hebeln der Macht sitzen, wäre es schon ein guter Anfang, wenn sie endlich die Augen aufmachen würden.