mercoledì 31 ottobre 2012

Frei.Wild unter Beschuss

Nach einem Auftritt des Undercover-Journalisten und Kenner der rechtsextremen Musikszene "Thomas Kuban" (Pseudonym) bei Günther Jauch am 28. Oktober gerät Frei.Wild erneut in die Kritik: Kuban hatte die Texte der Band aufgrund ihrer politischen Aussage als "neonazistisch" bezeichnet.

Kuban im Worlaut:
„Es gibt noch ein ganz neues Phänomen: Das ist die Band ‚Frei.Wild‘. Das ist eine Deutsch-Rockband aus Norditalien, die schon seit Jahren nationalistische, völkische Texte macht (…), jetzt hat sie eine neue CD herausgebracht und bewegt sich damit klar in klassischen Rechts-Rock-Gefilden. Sie arbeitet mit Anspielungen, wie sie in der klassischen Nazi-Szene auch verwendet werden: antisemitischer Natur, geschichtsrevisionistischer Natur. Sie haben beispielsweise ein Lied gegen Gutmenschen und Moralapostel, in dem sie ausdrücklich sagen, sie hassen die wie die Pest. Und jetzt muss man fragen: Was macht Neonazi-Musik aus? Ganz wesentlich ist der Nationalismus, ganz wesentlich ist der Hass gegen Andersdenkende. ‚Frei.Wild‘ hat das beides im Programm und tritt ab nächster Woche in Großstadthallen auf.“
Inzwischen tobt die Polemik vor allem in Foren und sozialen Netzwerken: Die Facebook-Gruppe mit dem schlichten Titel "Frei.Wild nicht.", die "völkischem Nationalismus das Geweih stutzen" möchte, hat mittlerweile über 2500 Mitglieder. Und es dürften noch mehr werden: Die Band hat inzwischen eine Stellungnahme publiziert. Dort heißt es im selben verharmlosenden Ton wie schon in früheren Aussagen:
Die Band Frei.Wild vertritt weder Thesen, die geeignet sind, einen wie auch immer näher zu benennenden „völkischen Nationalismus“ zu fördern, noch handelt es sich bei Frei.Wild um eine rechte Band. Ganz im Gegenteil, die Bandsieht sich als normale Rockband mit lebensnahen, lebensbejahenden Songs fern jeder ideologisch/politischer Haltung (pdf).
Gewiss ist: Zum Glück sind die Positionen von Frei.Wild nicht "normal"; unpolitisch sind sie auf keinen Fall.

Update 1.11.2012:
Ein Interview mit  Thomas Kuban  über seine Arbeit als Undercover-Journalist gibt es als Teil 1 und Teil 2 auf GetAdiccted.org. Dort äußert er sich auch zu Frei.Wild:
GETADDICTED: Verknüpfung ist das nächste Stichwort: Wie siehst du die Verbindung zwischen der extremen Rechtsrock-Szene und Bands wie frei.wild, die im Prinzip in die Fußstapfen der Böhsen Onkelz getreten sind – also nicht offen rechtsradikal oder fremdenfeindlich, die aber trotzdem voller Anspielungen auf völkische, nationale Begrifflichkeiten stecken.
Thomas Kuban: Diese bräunliche Grauzone ist ein großes Problem, da sie gesellschaftlich weitgehend akzeptiert ist. Bei den Böhsen Onkelz konnte man bis zum Schluss zweifeln, ob sie sich wirklich von ihrer Ideologie losgesagt haben. Es gibt ja ein sehr bekanntes Lied: „mit scheinheiligen Liedern erobern wir die Welt“. Das kann man natürlich autobiographisch betrachten: Seit sich die Onkelz offiziell von der Nazi-Szene distanziert haben, haben sie ja fett Kasse gemacht. Und obwohl es die Onkelz seit mehreren Jahren nicht mehr gibt, boomt diese Szene ungebrochen. Es gibt zum Beispiel jedes Jahr die größte Onkelz-Nacht Deutschlands, wo mehrere 1.000 Fans zusammen kommen. Es gibt auch ein Heer von Cover-Bands, die bei solchen Konzerten auftreten, die es teilweise mit der Distanzierung von der Nazi-Szene nicht so genau nehmen. Ich habe beispielsweise mal die Onkelz-Cover-Band Exitus Letalis gesehen. Die haben dann auch von klassischen Nazi-Bands Songs gecovert oder von den Onkelz aus der Skinhead-Zeit.
Dann gibt es natürlich noch die Band frei.wild, die aus dem Onkelz-Spektrum ihre Fans rekrutiert. Es ist eine Band aus Süd-Tirol, eine Deutsch-Rock-Band aus Norditalien. Deren Texte sind völkisch nationalistisch geprägt. Es gibt Texte gegen die Feinde der Heimat. Und die distanzieren sich nur sehr mäßig von der Nazi-Szene. Der Sänger sagt offen: „Skinheads dürfen jederzeit kommen, auch rechte Skinheads – die müssen sich nur ordentlich benehmen.“ Er selbst hat früher in einer Rechtsrock-Band gesungen, die ein halbes Jahr vor der Gründung von frei.wild erst aufgelöst wurde. Er war später in der politischen Partei „Die Freiheitlichen“ in Südtirol aktiv. Das ist die Schwesterpartei zur österreichischen FPÖ – und die füllen inzwischen Großstadthallen. Die haben eine Weihnachts-Tour gegeben in Stuttgart, Frankfurt, Dresden und Hamburg. Die haben in vier Tagen vor über 40.000 Leuten gespielt. In Wacken sind sie auch schon seit Jahren präsent. Da fehlt unserer Gesellschaft jegliche Sensibilität, die Problematik zu erkennen: dass hier ganz klar nationalistisch auftretende Musiker hier vor Massenpublikum spielen und ihre nationalistische Ideologie verbreiten können. Es ist keine Nazi-Band, aber eine Identitäts-Rock-Band – und so etwas war immer ein Ziel der Nazis: mit etwas unverdächtigeren Texten die Masse der Bevölkerung zu erreichen. Und in Nazi-Foren kann man auch lesen, dass es ja toll sei, was die Band frei.wild mache, weil sie nationalistische und völkische Ideologie verbreitet, ohne die Bevölkerung zu erschrecken.
GETADDICTED: Also auf Popkultur getrimmter Einstieg in die rechte Musik-Szene.
Thomas Kuban: Nationalismus wird so auf breiter Basis gesellschaftsfähig gemacht. Und wenn dann noch Fremdenfeindlichkeit dazu kommt – Studien zeigen, rund 70 Prozent der Bevölkerung haben offenbar fremdenfeindliche Ressentiments – dann wird es gefährlich. Und wenn man gesellschaftlich nicht einmal ein Problem darin sieht und solche Bands Großstadthallen füllen, dann halte ich das für ein großes Problem.
Auf Endstation-Rechts.de geht er als Reaktion auf die Polemik um Frei.Wild nach seinem Statement bei Jauch ausführlich über seine Einschätzung der Band bezüglich rechter Politik und fehlender Distanzierung ein. Anhand von Songtexten zeigt er die nationalistischen Töne der Band auf:
Thomas Kuban - Alles nur Fassade? Wie rechts sind Frei.Wild wirklich?

mercoledì 24 ottobre 2012

Kommentar: Irrlichter der Etsch

„Es beginnt – Hier entsteht unser Weltnetzauftritt“: So liest sich der erste Beitrag des Südtiroler Internet-Blogs „Etschlichter“ im Juli 2012. Als „Widerstandsbewegung in Süd-Tirol“ und „Tiroler südlich des Brenners, denen ihre Heimat nicht egal ist“, verstehen sich die „Etschlichter“ (oder das „Etschlicht“) selbst. Die Autoren der Website seien laut eigenen Angaben Schüler, Arbeiter, Studenten. Jedenfalls seien sie lauter volkstreuer Aktivisten, „die negative gesellschaftliche Entwicklungen aufdecken und eine alternative Weltanschauung aufzeigen wollen“. Negative gesellschaftliche Entwicklungen sind für die „Etschlichter“ der demographische und kulturelle Wandel der Gesellschaft. Ihre „alternative“ Weltanschauung erinnert an das gefährliche Gedankengut der Nazi-Zeit. Rassistische Hetze und nationalistische Ideologien gehören ins Grundrepertoire der „Etschlichter“. Auf ihrer Facebook-Seite warnen die eher wenig hellen Lichter vor Zuwanderung und schimpfen über das demokratische System und die „Juden-Presse“. Der Name „Etschlichter“ erinnert im Übrigen stark an die, in Deutschland mittlerweile verbotene, rechtsextreme „Widerstandsbewegung in Südbrandenburg“ namens „Spreelichter“. Bei den Irrlichtern von der Etsch handelt es sich zwar wohl lediglich um einige wenige Verwirrte, dennoch zeigt das Beispiel der „Etschlichter“, dass auch in Südtirol das Problem rechtsextremer Hetze vorhanden ist.

Michael Andres

ArtikelQuelle: Der Vinschger 

Auch vor Südtirol macht die "Neue Rechte" nicht halt. Nationalsozialistische Ideologie wird mit Subkultur vermischt, man gibt sich cool und modern, an der rechtsradikalen und völkischen Grundhaltung ändert das aber nichts. Dadurch wir es besonders für junge Menschen immer schwieriger die neuen rechten Bewegungen zu durchschauen.

sabato 13 ottobre 2012

Weder links noch rechts ?

Über Piraten, postmoderne Ideologie und Wissenskapitalismus

Nun hat auch Südtirol seine Piratenpartei, doch was hat es mit dieser Bewegung (wie sie sich selbst gerne bezeichnen) auf sich? Ob die Freibeuter_innen die Parlamenten und Landtage mittelfristig kapern können, steht noch in den Sternen. Zumindest ergab die Wahlforschung in Deutschland ein konstantes und sozial vorallem äußerst heterogenes Wähler_innenpotential um die 2% [1], eine Basis auf der sich aufbauen lässt. Ob selbiges für Südtirol gilt, wird sich erst erweisen müssen. Prozentspekulationen sollen jedoch nicht Gegenstand dieses Textes sein, vielmehr gehen wir hier der Frage nach, Ausdruck welcher gesellschaftlicher Verhältnisse die Pirat_innen sind.