Die deutschsprachige militante Neonazi-Szene traf sich am letzten Wochenende (20. und 21. April 2018), um Hitlers Geburtstag beim rechtsextremen "Schild und Schwert"-Festival im sächsischen Ostritz zu feiern.
Die rund 1.000 Teilnehmer kamen vor allem aus der BRD und Österreich, es spielten einschlägig bekannte Bands wie "Die Lunikoff-Verschwörung" und "Kategorie C". Im Zuge der Veranstaltung kam es zu "Heil Hitler"-Rufen, der Verherrlichung von NS-Gruppen und des verbotenen Terrornetzwerks "Blood and Honor" sowie zu Angriffen auf die Presse und Demonstrant_innen.
Treffen dieser Art fungieren als Vernetzungstreffen der Neonazi-Szene und finden abgeschirmt von der Öffentlichkeit statt. "In Ostritz", so das Portal Belltower News im Vorfeld, "will die militante Neonazi-Szene Hitlers Geburtstag feiern." Das Deutsche Jüdische Forum dokumentierte im Rahmen des Treffens zahlreiche Straftaten und stellte Eindrücke hierzu online.
Ostritz, Sachsen und Themar, Thüringen: Neonazi-Treffen finden vermehrt im Osten Deutschlands statt. |
Wie bereits bei dem vergleichbaren Neonazitreffen in Themar im Vorjahr waren auch dieses Jahr wieder szenebekannte Südtiroler Neonazis aus dem Raum Meran und Naturns vor Ort - gut zu erkennen an den T-Shirts mit "Division Südtirol"- und "Ultrarechts Südtirol"-Aufdrucken. Beide Kollektionen sind beliebt bei Südtiroler Neonazis, die diese im Neonazishop Druck18 (Link zum Tageszeitung-Artikel) kaufen können. Sieben der dutzenden Personen, die auf dem umfangreichen Fotomaterial des Presseservice Rathenow (Brandenburg) dokumentiert wurden, konnten identifiziert und als der Südtiroler Neonazi-Szene zugehörig ausgemacht werden. Detail am Rande: Einer ist der Sohn eines Lokalpolitikers der Süd-Tiroler Freiheit. Es ist davon auszugehen, dass es weitere Teilnehmer aus Südtirol gegeben hat.
v.l.n.r.: J. B. (Naturns), L. M. (Meran), F. G. (Sinich/Meran), H. H. (Schenna) und L. P. (Algund) |
Einige der Südtiroler Neonazis waren schon im Sommer beim bis dato größten Treffen der rechtsextremen Szene in Themar/Thüringen dabei - etwa F. G. aus Sinich/Meran. Hier scheint es nach wie vor beste Verbindungen zur Szene in der BRD zu geben. Und wie auch bei Themar gilt: Treffen dieser Art sind keine Unterhaltungsveranstaltungen, sondern für die Neonazi-Szene wichtige Vernetzungstreffen, bei denen Informationen ausgetauscht, Kontakte geknüpft, Verbindungen hergestellt und Aktionen initiiert oder beworben werden.Auffällig war die starke Präsenz von Symbolen neonazistisch-terroristischer Gruppen wie "C18" ("Combat 18"), des bewaffneten Arms des verbotenen Netzwerks "Blood and Honour".
Links D. D. (Naturns), früher der Kopf der Naturnser Hitlerjugend; daneben R. W. (Burgstall). Rechts: B. J. (Naturns) mit "Ultrarechts Südtirol"-Tshirt. |
Zudem wird wieder einmal deutlich, dass auch in Südtirol massiver Handlungsbedarf besteht. Die Neonazis, die an diesen Treffen teilnehmen, können nicht - wie so oft in der Vergangenheit geschehen - als "Lausbuben" abgetan werden. Die zum Teil regelmäßige Teilnahme an internationalen Vernetzungstreffen verdeutlicht, wie gut Südtiroler Neonazis in die militante Szene eingebunden sind. Daher ist auch vor Ort von einem nicht zu unterschätzenden Gefahrenpotential auszugehen, dem es endlich zu begegnen gilt.
L. M., M. C. (Meran) und F. G. in freundschaftlicher Pose mit Tommy Frenck (3. v.l.) in dessen Szenetreff "Goldener Löwe" (Thüringen) im August 2017, ein Monat nach dem Neonazi-Treffen in Themar, das von Frenck organisiert worden war. Frenck betreibt zudem den Online-Shop "druck 18". |
Alle Fotos Presseservice Rathenow, Brandenburg.