Die Hintergründe zu den Studierendenprotesten in Italien.
[download als pdf in d&i] Im Sommer, genauer am 25. Juni 2008, hat die neue Regierung Berlusconi ein Dekret erlassen, mit dem die Universitätsstruktur (und auch andere Bereiche des Bildungssystems) grundlegende Änderungen erfahren haben.
Es wird Kürzungen im Umfang von 500 Millionen Euro innerhalb von drei Jahren bei den Universitäten geben, zudem weitere 400 Millionen jährlich (Artikel 66, 13). Für einige Universitäten kann dies die Schließung bedeuten. Andererseits können die Universitäten mit diesem neuen Dekret entscheiden, ob sie mehr oder weniger Privatstiftungen werden wollen (Art. 16). Parallel damit geht ein Einstellungsstop einher: Dies betrifft 20% der frei werdenen Posten innerhalb der nächsten drei Jahre (Art. 66).
Warum Privatstiftungen? Privatstiftungen haben den „Vorteil“, dass sie selbst ohne gesetzliche Grenzen über die Höhe der (in Italien eh schon hohen) Studiengebühren entscheiden können. Dies könnte Steigerungen bis zu 6- bis 7.000 Euro jährlich – ganz nach amerikanischem Universitätsmodell – bedeuten. Im Vergleich: In diesem Herbst wurden in Österreich die Studiengebühren von rund 550 Euro/Jahr komplett abgeschafft.
Zudem öffnen Privatstiftungen Tür und Tor für externe Geldquellen anderweitiger Körperschaften beispielsweise aus der Pharmaindustrie, deren Einfluss auf das Bildungsangebot von Universitäten mit Sicherheit kontraproduktiv wäre: Jene Sektoren, die diesen Geldgebern ein Dorn im Auge wären, würden einfach durch Budgetskürzungen zum Schweigen gebracht. Vor allem aber der Forschungsbereich wäre davon stark betroffen, denn nicht mehr soziale oder kulturelle Interessen würden im Vordergrund stehen, sondern einzig jene die den milliardenschweren Finanziers dienlich sind.
Und die Zukunft? Die Folgen dieser Bildungspolitik sind schwerwiegend: Eine Zwei-Klassen-Ausbildung würde entstehen, je nach finanzieller Lage der Studierenden, mit Abschlusstiteln von unterschiedlichem Gewicht – die gesetzliche Gleichbewertung würde außer Kraft gesetzt werden.
Protest – was sonst?! Die Forderungen der protestierenden sind klar und logisch: Die Universität muss frei, öffentlich und allen zugänglich sein! Die Studierenden, Dozenten und Professoren versuchen, mit ihren Demonstrationen für dies einzutreten und auf diese wenig bekannte aber umso gravierendere Fehlentwicklung aufmerksam zu machen. Vor allem das Schweigen der Medien und das Desinteresse der Bevölkerung begünstigen eine Politik, die wider dem Prinzip des Rechts auf Bildung und wider einer nachhaltigen und zukunftsträchtigen Entwicklung gerichtet ist.
Es liegt nicht nur im Interesse jener, die gerade studieren, nein, es geht hier darum, wie die Weichen für die Zukunft des ganzen Landes gestellt werden!Unterstützen wir die Anliegen der Studierenden, denn es sind unsere Anliegen! Verbreiten wir diese Informationen, klären wir unsere Mitmenschen auf – ein dummes Volk ist einfacher zu führen! Für den freien Bildungszugang, für freie Bildung!
Quelle: www.studentidisinistra.org/content/view/487/1
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