Anlässlich des Schützenmarsches hat der Chefredakteur der Neuen Südtiroler Tageszeitung, Arnold Tribus, am 8. November einen lesenswerten Leitartikel verfasst, indem er auch auf die Antifa Meran Bezug nimmt. Dieser sei nun hier nachgereicht.
Antifaschisten
Heute treffen sich Südtirols Antifaschisten in Tracht in Bozen zu einem Demonstrationszug. Ein heiliges Recht natürlich, in einer Demokratie steht jedem das Demonstrationsrecht zu, wäre noch schöner. Wenn es sich dann um eine antifaschistische Kundgebung handelt, dann bewegt sich diese ja im Rahmen der republikanischen Verfassung, außer es handelt sich um einen Etikettenschwindel. Sie werden also vom Waltherplatz, am Siegsdenkmal vorbei, zum Gerichtsplatz marschieren, vor das große Relief des deutschen Bildhauers Hans Piffrader, das eine Hymne an den Faschismus ist, mit dem Duce hoch zu Ross und der Schrift „Credere-obbedire-combattere“. Seltenes Beispiel von schöner und künstlerisch wertvoller Regimekunst, schließlich war ja Hans Piffrader nach dem Faschismus nicht nur der Sekretär des Südtiroler Künstlerbundes, er war vor allem ein sehr begabter und großartiger Künstler.
Es wird sicherlich wieder ein ästhetisch wunderbar inszeniertes Spektakel sein, ich erinnere mich immer wieder an einen ähnlichen Demonstrationszug, den seinerzeit Kommandant Piock organisierte, auch damals war das Siegesdenkmal das Ziel, heute auch, Neues ist dem neuen Vorstand also nicht eingefallen. Geordnet und im Gleichschritt werden sie schweigend und trommelnd durch die Stadt marschieren und die Forderung erheben, man möge alle faschistischen Relikte schleifen oder beseitigen, das Siegesdenkmal an erster Stelle, das Piffrader-Relief. Und dann gibt es in der Tat einige Straßennamen (Amba Alagi, Tripolis), die man umbenennen müsste, aber nicht einmal dazu kommt es in der Bozner Stadtgemeinde, weil die Fronten derart verhärtet sind, dass man keinen Schritt weiterkommt. Und Kundgebungen wie die heutige sind dazu angetan, die Italiener weiter in ihre Trotzrolle zu drängen: Jetzt erst recht! Je mehr die deutsche Rechte aufbegehrt, desto mehr fühlen sich alle Italiener in ihrem Existenzrecht bedroht, sie haben Angst, das Heimatrecht zu verlieren, sie fürchten, so schön langsam hinausgeekelt zu werden. Und so bleibt das Siegesdenkmal weiterhin politisch-ideologischer Bezugspunkt der Italiener, leider, und so konnte es geschehen, dass die Bozner – trotz antifaschistischer Mehrheit in der Gemeinde – den Friedensplatz wieder in Siegesplatz umbenannt haben. Welch ein Schmerz! Und so ruft Kulturminister Bondi dem Volk der Freiheiten zu, dass man das Siegesdenkmal schützen und bewahren werde. Hände weg! „Gegen den Faschismus – Für Tirol“ ist an sich ein Schlagwort, das man ruhig teilen kann.
Es ist aber leider so, dass der Protest der Schützen nicht als antifaschistischer Marsch wahrgenommen wird, sondern eher als Marsch gegen die Italiener. Warum sind eigentlich die Meraner „Antifa“, die jungen Antifaschisten, nicht dabei, die gegen Nazi-Umtriebe und Übergriffe in der Meraner Gegend kämpfen? Leider ist es so, dass es in Südtirol viele, zu viele junge Menschen gibt, und nicht nur junge, die sich in der rechtsextremen Szene bewegen. Wahr ist auch, dass viele dieser Patrioten sich im Dunstkreis der Schützen bewegen. Wir haben das dokumentiert und sind natürlich auch geklagt worden. Mich hat die Reportage des Wochenmagazins „L’Espresso“ erschüttert, die auf Geheimdienstakten beruht und zum wiederholten Male beweist, wie aktiv die Neonazis sind und wie leicht immer noch politische Exponenten auf diese Rattenfänger zugehen. Hätte nicht ein Herr aus Nürnberg eine Warnung ausgegeben, dann hätten Vertreter deutscher Oppositionsparteien und auch einer der SVP an einem Treffen teilgenommen, das Ultra-Nazis organisiert haben. Dabei immer eine Dame aus dem Unterland, die mich dauernd klagt, die aber dem Schulamt gefällt. Da sollten die Schützen aktiver werden und sich auch intern von der NaziBagage trennen. Dass auch die Kulturlandesrätin ihre Teilnahme angekündigt hat, hat mich genauso erschüttert wie das Kokettieren des Landeshauptmannes. Sucht Frau Mur neue Wähler?
Anzumerken bleibt, dass wir - ähnlich wie Herr Tribus - einiges an der Konzeption der Demo zu kritisieren hatten und dies in diversen Artikeln (>Stichwort "Schützen") klar gemacht haben.
Ihr seid einfach die Besten!
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