Zur Person Otto Scrinzi
Otto Scrinzi wurde am 5. Februar 1918 in Lienz in Osttirol geboren. 1941 promovierte er zum Doktor der Medizin und wurde später als Nervenfacharzt Primararzt an der Männerabteilung des Landeskrankenhauses Klagenfurt und erstellte auch Gerichtsgutachten als Psychiater.
Scrinzi war Gründungsmitglied der VdU (Verband der Unabhängigen), der Vorgänger-Partei der FPÖ, in der sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ehemalige NSDAP-Mitglieder sammelten. Davor war er durch zahlreiche Posten aktiv am Nationalsozialismus beteiligt:
- SA-Sturmführer
- Mitglied der Hitlerjugend
- Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 7897561)
- stellvertretender Leiter des Reichsstudentenwerks an der Universität Innsbruck 1938/39
- Referent der "Stelle politische Erziehung" in der Führung des NSDStB (Nationalsozialistischer Deutscher Studentenverband), sowie Referent für studentischen Einsatz
- Mitglied der Fachgruppe Volksgesundheit bei der Studentenführung an der Universität Innsbruck
- wissenschaftliche Hilfskraft am Erb- und Rassenbiologischen Institut
Eine Distanzierung hat Zeit seines Lebens nicht stattgefunden, vielmehr hat ohne Unterbrechung im Geist des Rechtsextremismus gewirkt:
"Der Historiker Oliver Rathkolb von der Universität Wien bezeichnet Scrinzi im derStandard.at-Gespräch als "typisches Produkt einer nicht gelungenen Integration von manch engagierten NSDAP-Mitgliedern in der Zweiten Republik". Scrinzi habe wie viele andere der VdU-Gründungsmannschaft und der späteren FPÖ nichts bis wenig aus der Geschichte des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges gelernt. "Scrinzi hat eine höchst problematische Biografie: Er war nicht nur SA-Sturmführer, HJ- und NSDAP-Mitglied, sondern Assistent am Rassenbiologischen Institut in Innsbruck und hat sich auch nach 1945 nicht vom Nationalsozialismus distanziert. Er hat versucht, sich unter dem zweifelhaften Deckmäntelchen eines gemeinsamen Deutschtums zu verstecken." (standard.at)
Rathkolb attestiert Scinzi ebenso wie das Österreichische Dokumentationsarchiv aufgrund dessen durchgehendes Engagements bei rechtsextremen Zeitschriften und Verlagen, Kontakt zu Nazi-Verbrechern und revisionistischen Publikationen eine rechtsextreme Einstellung, das Infoportal Blick nach rechts bezeichnet ihn als "Gralsgestalt des Blut-und-Boden-Flügels des österreichischen Rechtsextremismus". So forderte er etwa eine Generalamnestie für Nazi-Verbrechen und die Aufhebung des Verbots von NS-Organisationen (einige seiner Positionen vgl. Bild links von 1986).
Scrinzis Verbindungen zu Südtirol
Otto Scrinzi wurde vom Schützenbund mehre Male zu Veranstaltungen nach Südtirol geladen (er war bei der Noldin-Gedenkfeier 2003 in Salurn zugegen und beim 50-Jahr-Jubiläum der Schützenkompanie Lana). Der Schützenbund zeichnete ihn zudem mit dem Ehrenkranz aus. Über die Laurin-Stiftung, deren Kurator er war, wurden unter anderem rechte Gruppen und Parteien in Südtirol finanziert.
Tränen für einen Altnazi mit Hang zu Südtirol
Der Südtiroler Schützenbund, die Süd-Tiroler Freiheit inklusive Heimatbund (die sich auch noch dreist als "Antifaschisten" bezeichnen) sowie die Freiheitliche Jugend weinen sich die Augen aus über den Tod des "Südtirolfreunds" Otto Scrinzi und loben ihn für sein Engagement für Südtirol. Dessen rechtsextremer Hintergrund und nationalsozialistische Vergangenheit wird bewusst verharmlost, klein geredet oder in Frage gestellt.
Der Schützenbund bezeichnet ihn als "Wehrmachtarzt" mit "nationaler" Einstellung, von der man "einiges" nicht teilt:
Freilich hat auch die Gesinnung des ehemaligen Wehrmachtarztes Otto Scrinzi, später namhafter Psychiater und Abgeordneter zum Nationalrat, oft für Diskussionsstoff gesorgt. Überhaupt hat er aus seiner Gesinnung nie einen Hehl gemacht. Seine Einstellung war national. ...
Man kann nicht alles teilen, was Otto Scrinzi Lebenseinstellung und vor allem sein Weltbild anbelangt. Man muss diesbezüglich sogar einiges zurückweisen. Seine Lebensleistung, was Südtirol und den Erhalt der deutschen und ladinischen Kultur südlich des Brenners betrifft, sollte davon aber unberührt bleiben.
Roland Lang von der Süd-Tiroler Freiheit ist voll des Lobes und stellt ihn gar als demokratischen Widerstandskämpfer hin:
Er hatte ein erfülltes Leben hinter sich, welches von der Liebe zu Südtirol und von selbstlosem Einsatz für Volk und Heimat geprägt war.Michael Demanega von der FJ verharmlost Scrinzi zu einem "gemßigten Rechten", dem eine rechtsextreme Einstellung nicht nachzuweisen sei, und beschreibt ihn als ein Vorbild für die Jugend (!):
...
Als in Österreich in der Zeit des Ständestaates die Demokratie abgeschafft wurde und die Staatsführung mit Mussolini paktierte, schloss sich der junge Innsbrucker Student Scrinzi den illegalen Nationalsozialisten an.
Um Scrinzi als Rechtsextremen zu diffamieren fehlen allerdings die klaren Anhaltspunkte, die objektiv und sachlich nachweisen würden, dass Scrinzi mit seinen politischen Ansichten außerhalb des Verfassungsbogens gestanden hätte. Natürlich war Scrinzi ein Kind seiner Zeit. Viele seiner Ansichten und Handlungen mögen für viele Spätgeborene nicht mehr nachvollziehbar sein. Darüber kann man sich natürlich streiten. Was aber bleibt ist Scrinzis bedingungsloser Einsatz für seine Heimat, für sein Volk, für die deutsche Kultur, für sein Österreich, für konservative Werte, für sein Südtirol und für eine standhafte freiheitliche Weltanschauung in einer Welt von morgen. Davor sollten wir uns verneigen.
Grenzwertige Verharmlosung
Die Haltung der Parteien des rechten Lagers in Südtirol zu einer derart belasteten Person wie Scrinzi ist beispielhaft für die Offenheit und großmütige Toleranz der deutschen ebenso wie italienischen Rechtsparteien für den Faschismus, sofern er die richtige Sprache spricht.
Die Argumentation, mit der die Taten Scrinzis von seiner faschistischen Ideologie rein gewaschen wird, entspricht dem "Hitler hat ja auch Autobahnen gebaut": Die Motivation, die dahinter steht (und anhand dessen eine Handlung zu bewerten ist), wird gänzlich ausgeblendet, die nationalsozialistische Ideologie relativiert. Wer Scrinzi als "Südtirolfreund" ehrt, müsste nach der gleichen Logik auch Hitler als "Deutschlandfreund" loben... So viel zur grenzwertigen Haltung der Südtiroler Rechtsparteien.
Was den Tod Scrinzis betrifft, so braucht das Südtiroler Auge um diesen Altnazi keine Träne zu vergießen. Auf die Hilfe deutscher Faschisten gegen die italienischen Faschisten zu zählen - wie dies in Südtirol so oft geschehen ist -, hat sich ein ums andere Mal als Fehler herausgestellt. Nur eine konsequent antifaschistische Haltung, die sich gegen jede Politik der Ausgrenzung und Unterdrückung im falschen Namen einer Nation oder Kultur stellt, kann verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt.
Wer war Otto Scrinzi? - Artikel von bnr.de
„Freiheitliches Urgestein“Der bekannte österreichische Rechtsaußen-Politiker Otto Scrinzi ist Anfang Januar im Alter von 93 Jahren gestorben.
In der extrem rechten Szene galt Otto Scrinzi „bereits zu Lebzeiten“ als „eine Legende“, so das Monatsmagazin „Zuerst!“ im April 2011. In der Nacht zum 2. Januar dieses Jahres starb der österreichische Rechtsaußen-Politiker im Alter von 93 Jahren.
Scrinzi, ehemals SA-Sturmführer, HJ- und NSDAP-Mitglied sowie Assistent am Rassenbiologischen Institut in Innsbruck, war Gründungsmitglied des Verbands der Unabhängigen (VdU), der Vorgängerpartei der FPÖ. Von 1949 bis 1956 saß der promovierte Mediziner und „Alte Herr“ des „Vereins deutscher Studenten zu Innsbruck und Königsberg“ im Kärntner Landtag. 1968 wurde Scrinzi Vizechef der FPÖ. 1977 avancierte Scrinzi zum FPÖ-Fraktionsvize im Nationalrat, dem er von 1966 bis 1979 angehörte.
Vom damaligen DVU-Vorsitzenden Gerhard Frey wurde Scrinzi 1982 mit dem „Andreas-Hofer-Preis“ ausgezeichnet. „In Würdigung seines erfolgreichen und selbstlosen Wirkens für den Zusammenhalt der ganzen deutschen Nation“ bekam der erste Preisträger die Auszeichnung persönlich überreicht.
„Unbeugsamer Streiter für Großdeutschland“1984 gründete Scrinzi, dem die FPÖ unter der damaligen Führung von Norbert Steger politisch zu lasch war, die rechtsextreme Partei Nationalfreiheitliche Aktion (NFA) als Opposition zur FPÖ. Als Jörg Haider 1986 die FPÖ übernahm, kehrte Scrinzi zur FPÖ zurück. Später distanzierte sich Scrinzi wieder scharf von Haider, dem er vorwarf, „eine Politik um den Preis der Aufgabe von grundsätzlichen Positionen“ gemacht zu haben.
1992 initiierte Scrinzi das NS-apologetische „Kulturwerk Österreich“ in der Nachfolge des „Deutschen Kulturwerks europäischen Geistes“, das 1950 vom ehemaligen SA-Lyriker und zeitweiligem Kader der NSDAP-Reichspropagandaleitung Herbert Böhme als „volksbewusste und volkstreue Gemeinschaft“ ins Leben gerufen wurde. Das „Kulturwerk Österreich“ führt bis heute alljährlich so genannte „Kulturtage“ durch. Zum Referentenkreis zählen regelmäßig auch rechtsextreme Referenten aus der Bundesrepublik, darunter der frisch gebackene NPD-Vorsitzende Holger Apfel. 1996 ließ Scrinzi dem „3. Europäischen Kongress der Jugend“ der NPD-Jugendorganisation JN ein Grußwort zukommen.
Von 1996 bis 2003 amtierte Scrinzi als „Schriftleiter“ der FPÖ-nahen Monatszeitschrift „Die Aula“. Danach war das „Urgestein des national-freiheitlichen Lagers in Österreich“ („Nation & Europa“) weiterhin publizistisch für die Zeitschrift tätig. 2004 würdigte das NPD-Parteiorgan „Deutsche Stimme“ Scrinzi als „unbeugsamen Streiter für sein Großdeutschland“.
1992 initiierte Scrinzi das NS-apologetische „Kulturwerk Österreich“ in der Nachfolge des „Deutschen Kulturwerks europäischen Geistes“, das 1950 vom ehemaligen SA-Lyriker und zeitweiligem Kader der NSDAP-Reichspropagandaleitung Herbert Böhme als „volksbewusste und volkstreue Gemeinschaft“ ins Leben gerufen wurde. Das „Kulturwerk Österreich“ führt bis heute alljährlich so genannte „Kulturtage“ durch. Zum Referentenkreis zählen regelmäßig auch rechtsextreme Referenten aus der Bundesrepublik, darunter der frisch gebackene NPD-Vorsitzende Holger Apfel. 1996 ließ Scrinzi dem „3. Europäischen Kongress der Jugend“ der NPD-Jugendorganisation JN ein Grußwort zukommen.
Von 1996 bis 2003 amtierte Scrinzi als „Schriftleiter“ der FPÖ-nahen Monatszeitschrift „Die Aula“. Danach war das „Urgestein des national-freiheitlichen Lagers in Österreich“ („Nation & Europa“) weiterhin publizistisch für die Zeitschrift tätig. 2004 würdigte das NPD-Parteiorgan „Deutsche Stimme“ Scrinzi als „unbeugsamen Streiter für sein Großdeutschland“.
„Immer die Werte unserer Gesinnungsgemeinschaft gelebt“
2007 war Scrinzi, mehrfach Referent bei der rechtsextremen „Gesellschaft für freie Publizistik“, Festredner beim zehnjährigen Jubiläum der österreichischen Wochenzeitung „Zur Zeit“. 2009 wurde Scrinzi vom rechtsextremen Druffel & Vowinckel Verlag (Inning am Ammersee) mit der „Helmut Sündermann-Medaille“ ausgezeichnet. Der einstige NS-Funktionär Sündermann amtierte von 1942 an als stellvertretender Pressechef der NS-Reichsregierung. Scrinzis Privatanschrift fand sich auch in der Abonnentendatei der antisemitischen Hetzschrift „Die Bauernschaft“ des ehemaligen SS-Sonderführers in Auschwitz, Thies Christophersen.
Bis in die jüngste Zeit zählte Scrinzi zu den Autoren und Interviewpartnern der „National-Zeitung“. 2010 verkündete er der Leserschaft des Blattes: „Ich grüße die Leser der ’National-Zeitung’, die seit Beginn ihres Bestehens ein Teil meiner politischen Heimat ist.“.
Der FPÖ-Parteivorsitzende Heinz-Christian Strache kommentierte den Tod seines langjährigen Parteifreundes mit den Worten: „Scrinzi war jemand, den man mit Fug und Recht als freiheitliches Urgestein bezeichnen konnte und der die Werte unserer Gesinnungsgemeinschaft immer gelebt hat“. „Wir werden ihm ein ehrendes Angedenken bewahren“, verkündete Strache.
sehr gut, danke euch!
RispondiEliminaha, einer, der für eine Neonazipartei kandidiert, die dann verboten wird (wegen Wiederbetätigung), ist für die Freiheitlichen also kein Rechtsextremist.
RispondiEliminaSüdtirols Linke trauert um jeden Altkommunisten ;)
RispondiEliminawelche denn? um welche Verherrlicher von kriminellen Regimen trauert denn die Linke?
RispondiEliminaaber das ist das Kinderspiel der Rechten.
südtirolnews.it
RispondiEliminalässt jeden Scheiss durch, aber der Link zu diesem guten Artikel fällt immer der Zensur zum Opfer.
Der Herr Gamper ist den rechten Kreisen wohl sehr zugeneigt.
Bravo, guter Beitrag!
RispondiEliminaIhr seid aber schon Juden,gell, andere würden so einen Scheiß gar nicht schreiben .
RispondiEliminaAntifaschisten sind Faschisten, halt andersrum, also von hinten. Voll für den Arsch!
RispondiEliminahttp://de.wikipedia.org/wiki/Das_Schwarzbuch_des_Kommunismus
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