Die sollen sich gefälligst nicht so anstellen. Wegen einer Routinekontrolle im Ost-West-Club in Meran kocht die Wut hoch in der Passerstadt. Pressemitteilungen werden verschickt, Anfragen an den Bürgermeister gestellt, Anhänger*innen mobilisiert. Und das alles wegen ein paar Polizeibeamten, die nach dem Rechten gesehen haben. Ob Drogen konsumiert werden. Waffen vielleicht. Wer nichts zu verstecken hat, hat nichts zu befürchten. Reflexartig schreien die Ersten von Repression und Angriff auf die Freiheit. Als ob der Anblick einer Uniform sie in ihrer Menschenwürde verletzen würde. Diese Linken sollen sich, wie gesagt, nicht so anstellen.
Es gibt sicher genug Leute in Südtirol, die sich in diesen Tagen so etwas denken. Die den ganzen Vorfall, mit ein bisschen Schadenfreude, als Lappalie abtun. Ich gehöre nicht dazu.
Man muss den Club nicht mögen, um die Schnauze voll zu haben: Man kann ihn zu laut finden, zu dunkel oder zu abgefuckt. Man kann ihn für ein linkslastiges Szenelokal halten, oder für zu viel Pub und zu wenig politisch. Man muss ihn nicht unbedingt mögen, weil es nur bedingt um ihn geht. Gewiss, die Ostwestler*innen versuchen, ihr Ding durch zu ziehen. Sie wissen, was es heißt, sich zu bewegen und dann die Ketten zu spüren: Bürokratie, finanzielle Hürden, Streit mit den Nachbarn. Sie wissen, wie schwierig es ist, ein Vereinslokal zu schmeißen, das für alle offen sein will und in dem kein Konsumzwang herrscht.
Wenn jetzt 15 Beamte der Staats- und Finanzpolizei mit Hundestaffel das Lokal gefilzt haben, so betrifft uns das alle, egal ob wir den Club mögen oder nicht. Es betrifft uns, weil mit der Polizei Politik gemacht wird. Weil so etwas überhaupt möglich gewesen ist. Weil es wieder passieren kann. Das ist vor allem für diejenigen interessant, denen das Lokal aus welchem Grund auch immer herzlich egal ist.
Wenn sich Anrainer in ihrer Ruhe gestört fühlen und die Politiker eine Polizeieinheit vorbei schicken, auf der Suche nach irgendetwas - falsch ausgestellte Quittungen, ein paar Gramm Gras -, so werden Straftaten geschaffen, nicht bekämpft. So werden Menschen und ihre Arbeit kriminalisiert, delegitimiert, in ein schiefes Licht gerückt. So werden, wieder einmal, im Namen der "Sicherheit" politische Interessen durchgedrückt.
Ich habe gesagt, es geht nur bedingt um den Ost-West-Club. Ich korrigiere: Es geht voll und ganz um den Ost-West-Club, aber indem er so beispielhaft, typisch für die ganz normal gewordene Scheiße steht, geht es um alles, weil er für all das steht, an das wir uns schon so sehr gewöhnt haben, dass wir es gar nicht mehr riechen.
Wir haben die Schnauze voll: Von den Polizisten, die in ihrer Uniform so sehr aufgehen, dass nur mehr uniform sind: Exekutoren fremder Interessen, ohne Willen und Moral, deren Arroganz sich aus der Gewissheit speist, dass jede Gewalttat, die sie im Namen des Staates ausüben, von diesem selbst gedeckt wird. Von der schleichenden Auflösung der Privatheit durch den Ausbau des Überwachungs- und Kontrollsystems: durch Kameras in Bussen und bald auch auf den Plätzen, durch patrouillierende Polizisten auf den Straßen und in den Zügen, die gezielt nach "Schwarz"fahrer*innen suchen, durch immer neue Verordnungen und Gesetze, die uns vorschreiben, wo wir was wie und wann zu tun haben. Wir haben genug von der schleichenden Auflösung des öffentlichen Raums in unseren Städten, wo all jene Gruppen von den Plätzen und Straßen verdrängt werden, die nicht ins Bild (der Hochglanzmagazine und Werbebroschüren) passen: Obdachlose, bettelnde Menschen, feiernde Jugendliche, Migrant*innen. Wir haben genug von jener cleanen Stadt der permanenten Selbstvermarktung, in der jede Tradition als Folklore verkauft und alles, was einmal heilig war, zu barer Münze gemacht wird; in der nichts den reibungslosen Lauf des Konsumkonzerts stören darf. Die Stadt, in der die Profiteure der Tourismusindustrie das Sagen haben und für ihr Klientel, die es ruhig und sauber haben wollen, millionenteure Plätze, Vergnügungstempel und künstliche Inseln errichten lassen, während es nicht einmal ein einziges Konzertgebäude für Jugendkultur gibt und jedes Lokal früher oder später zusperren muss, weil sich irgendwer gestört fühlt. Die Stadt, in der das historische Zentrum zu einem Freiluft-Einkaufszentrum für Luxusartikel verkommt, die Mieten immer unbezahlbarer und Arbeitende und Lohnabhängige in die Peripherie verdrängt werden.
Was auffällt: Die zunehmende polizeiliche Verwaltung/Kontrolle einerseits und die kommerzielle Durchdringung des städtischen Raums sind zwei Seiten derselben Medaille. Was verfällt: Soziale Beziehungen, Gemeinschaften, gelebte Orte, die der Verwertungslogik weichen müssen. Was gefällt: Dass es nicht so weitergehen muss. Wir haben die Schnauze voll. Wir haben das Recht eine Zukunft und auf eine Stadt, die für alle Sorge trägt, für alle offen zugänglich ist und von allen gestaltet wird: Eine Stadt mit hunderten Ost-Wests.
Wenn uns also heute jemand sagt: Stellt euch nicht so an wegen einer Polizeikontrolle, werden wir einstimmig antworten: Wir stellen uns nicht an. Wir drängen uns vor. Wir holen uns unsere Stadt zurück!
martedì 4 dicembre 2012
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Dem kann ich nur zustimmen!
RispondiEliminaDie Freiheit wird in diesem Land schleichend immer mehr eingeschränkt. Mann kann politisch stehen, wo man will, aber dieses Problem geht uns alle an!
Auf die Straße!!!
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RispondiEliminaEl ejercicio es un factor, pero la dieta es el rey cuando se trata de controlar el peso de
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Despus de una dieta la moderacin es la claveClaro que puedes tomar un pastel y comrtelo tambin!
Pero simplemente no puedes tomar todo 10 kilos
en un mes con una dieta y ejercicios. como perder a barriga Come frutas y verduras.
Estos alimentos no slo son concentran en un slo tipo de alimento, por ejemplo, la dieta de la sopa de repollo.