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Die Konzertveranstaltung "Rock gegen Überfremdung", die am 15. Juli 2017 in Themar/Thüringen stattgefunden hatte, war das größte Neonazi-Treffen im deutschsprachigen Raum in diesem Jahr. Unter den 6.000 Teilnehmenden waren auch rund 30 junge Südtiroler, davon zwei Dutzend deutsch- und auch einige italienischsprachige, wie eine auf Indymedia veröffentliche Liste belegt.
Neonazi-Bands und rechtsextreme Reden
"6.000 Neonazis feiern ungestört in Thüringen.", berichtete
die Zeit. Es spielten neonazistische Rechtsrock-Bands wie "Sleipnir", "Stahlgewitter", die "Lunikoff Verschwörung" und "Blutzeugen"; Holocaust-Leugner und Funktionäre rechtsextremer Vereinigungen hielten Reden, dutzendweise sind
der Hitler-Gruß und untätige Polizeibeamte zu sehen. Vertreter
sämtlicher deutscher Neonazi-Gruppen nahmen an der Veranstaltung teil, sowohl außerparlamentarische Kameradschaften und Netzwerke als auch rechtsextreme Parteien wie die NPD waren vertreten.
Ein Schulterschluss der Naziszene
Die Verschiedenheit der Gruppen, die in Themar zusammenkamen, war für SzenekennerInnen überraschend, von
"Schulterschluss" und "Machtdemonstration" war die Rede. Unterschiedlich waren auch die Herkunftsländer: "Rechte aus dem Ausland waren gekommen, darunter Russen, Tschechen,
Italiener und Schweizer sowie
Angehörige rechtsextremer Gruppen aus
Südtirol, mit den Thüringer Neonazis seit vielen Jahren enge Beziehungen
pflegen.", schreibt die
Frankfurter Rundschau.
Fotomaterial und Personenliste veröffentlicht
Auf
Indymedia ist nun eine
Liste publik gewoden, die belegt, dass auch zahlreiche Südtiroler dem Fest beiwohnten. Den Wasserzeichen auf den Bildern zufolge stützt sich diese Liste auf die Auswertung des über
1500 Bilder umfassenden Fotomaterials der Veranstaltung, das von den beiden Fotografen
Lionel C. Bendtner und
Lukas Beyer erstellt und veröffentlicht wurde.
Name und Wohnort in der Liste
Die Liste enthält die
Namen und Wohnorte von 21 Südtirolern; 3 konnten nicht identifiziert werden, weitere 3 sind den Südtiroler Gruppierungen zuordenbar, aber auf den Fotos nicht zu erkennen. Die Korrektheit der Liste kann von unserer Seite in den meisten Fällen bestätigt werden. Sie belegt: Auch rund
30 junge Männer aus Südtirol nahmen an dieser Veranstaltung teil, vielfach gut erkennbar an den "Division Südtirol"-Aufdrucken, durch die sie ihre Verbundenheit mit der deutschsprachigen Naziszene ausdrücken. Wie viele weitere nicht auf den Fotos dokumentiert oder identifiziert wurden, ist nicht abzuschätzen.
Südtiroler aus Völlaner und Naturnser Umgebung
Klar ist jedoch: Besonders stark vertreten waren junge Männer aus der
Völlaner und Naturnser Umgebung, hinzu kamen Personen aus
Tisens, dem Passeiertal und Schenna. Auch einige Personen
italienischer Muttersprache aus dem Umfeld des "Veneto Fronte Skindhead"-Netzwerks aus Meran/Sinich waren anwesend.
Altbekannte Gesichter
Auf den Fotos sind junge Gesichter abgelichtet, aber auch einige Personen und Gruppen zu sehen, die schon eine
längere Szenevergangenheit haben. Es sind dies:
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Bild 3 |
M. B. (Bild 2, Nr. 5) war schon im Zuge der Operation "Odessa" im Jahre 2008 verhaftet worden. Damals wurden im Burggrafenamt 16 Neonazis verhaftet, schon damals gab es gute Kontakte ins deutschsprachige Ausland.
Die sogenannte
"Völlaner Hitlerjugend". Einige der Mitglieder waren in den letzten Jahren verantwortlich für mehrere
Gewaltaktionen und Schlägereien im Burggrafenamt. Wir erinnern uns an die Vorkommnisse im Passeiertal und vor dem Club Exclusiv in Lana. Augenzeugen berichteten auch davon, dass sie bei Übergriffen teilweise mit Schlagstöcken und Messern bewaffnet waren. Die VHJ hielt jahrelang rechtsextreme Treffen in einer Holzhütte in den Wiesen von Völlan ab. Auf Fußballturnieren spielen sie mit anderen Neonazis aus dem Burggrafenamt unter dem Namen "Weisse Wölfe KC" mit.
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Bild 5 |
D. S. (Bild 5, Nr. 2 oben) wurde vor mehreren Jahren wegen eines Fotos, das ihn mit Hitlergruß zeigt, von der Freiheitlichen Partei ausgeschlossen, nachdem er laut
Vinschger Stellvertretender Ortsgruppensprecher der Freiheitlichen Partei in Naturns war und für die Blauen bei der Gemeinderatswahl 2010 kandidierte. "Das ist alles eine Jugendsünde gewesen.", hieß es damals. Er fiel und fällt besonders in sozialen Netzwerken immer wieder mit rechtsextremen Ansichten auf.
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Bild 7 |
M. C. (Bild 7) versucht in der rechtsextremen Szene im Raum Meran als Mittelsmann zwischen deutscher und italienischer rechtsextremer Szene zu fungieren. In letzter Zeit wurde er immer wieder dabei beobachtet, wie er mit jungen Neonazis im Raum Meran unterwegs ist, obwohl er in den letzten Jahren mehrmals beteuert hat, "aus der Szene ausgestiegen zu sein."
Themar: Szene- und Vernetzungstreffen der Neonazis
Eines muss klar sein: Das Konzert "Rock gegen Überfremdung" in Themar war keine reine Unterhaltungsveranstaltung, die Teilnehmer fuhren nicht allein wegen der "guten Musik" hin. Themar war
das größte und wichtigste Vernetzungstreffen der Neonaziszene, bei dem Informationen ausgetauscht, Kontakte geknüpft und Verbindungen hergestellt werden. Und: Es gab Proteste im Vorfeld, die Ausrichtung der Veranstaltung war bekannt, die Teilnahme ist somit wie die bei einer Demonstration als ein
Statement und Identitätsbekenntnis anzusehen.
Bedenkliche Strukturen in Südtirol
Die Teilnahme von rund 30 Südtirolern ist sehr bedenklich. Es zeigt nicht nur, wie stark die
nationalistische Ideologie bei diesen Männern verankert ist, sondern auch wie fest ihre
Strukturen in Südtirol sowie die
Verbindungen nach Deutschland immer noch sind. Was die Liste zudem gezeigt hat ist, dass sich rechtsextreme und neonazistische Ansichten quer durch alle
Gesellschaftsschichten ziehen, Sicherheitsdienstmitarbeiter sind ebenso darunter wie Metzger und Handwerker. Fakt ist: Das Burggrafenamt und der Vinschgau haben immer noch ein Naziproblem, angesichts dessen die Gesellschaft nicht untätig bleiben kann.
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