martedì 13 gennaio 2009

Die Wiederkehr der Heimat - Konjunkturen eines Begriffs

Heimat ist wieder angesagt, ihre Rückkehr in die Öffentlichkeit und in die Vorstellungen vieler Menschen in Südtirol ist unübersehbar. Wir versuchen abzutasten, was Heimat bedeutet, um der Komplexität und Vielschichtigkeit eines Phänomens eine Spur näher zu kommen.
Das Kräuseln des Wassers. Der ferne Dunst. Die Sonne. Die Renke. Das Weißbier. Der Duft nach nassem Holz, die vom Seewasser geglättete und allmählich dunkler werdende Haut [...] Sich nicht mehr vom Fleck bewegen, gar nichts machen, einfach nur sein: Dieser Traum geht nur in Herrsching in Erfüllung. So beginnt eine prägnante Skizze zu dem, was "Heimat" sein kann. Sie stammt von Thilo Bode, früher Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland.
Bode entfaltet darin im Blick auf seine Jugend im oberbayerischen Herrsching am Ammersee in betörendem, leicht ironischem Tonfall die Vision des perfekten Heimatidylls: sanfte Natur, Entspannung, Geborgenheit, das Sich-Einfügen, Verschwinden in warmer, freundlicher Umgebung. Der eigene Körper, der in seiner Umgebung verschwimmt: Gerüche, Geräusche, Wärme verfließen zu einem harmonischen Sinnesgefühl - mit einem kräftigen Schluck Weißbier als Dreingabe.
Wir alle kennen solche Heimat-Bilder und tragen sie als einen Schatz in unserem Gedächtnis, an Spuren gelungenen Lebens. Es sind meist Erinnerungssplitter an Kindheit und Jugend: an Spielplätze und Sommerfrischen, an leuchtende Augenblicke mit Familie und Freunden, an Glücksmomente mit der ersten, zweiten oder dritten großen Liebe, offen gelebt oder als kostbares Geheimnis.
Bodes Bild macht aber auch anschaulich, was Heimat stets auch ist: Vergangenheit, Erinnerung und damit Verlust. Heimat ist kein festgefügt-stabiler Ort, sondern ständig im Fluss. Heimat kann man nicht haben, sondern muss sie fortwährend neu gewinnen. Wer Heimat hat oder hatte, kennt daher auch das tiefe Gefühl des "Heimwehs", den ziehenden Schmerz in der Brust, das Leiden am Fern-Sein vom Eigentlichen. Heimat ist an Zeiten gebunden, aber auch an Orte: Es sind Orte und Räume, in denen sich Außenwelt mit unserer inneren Landschaft in eins fügen, im Zusammenspiel von Menschen und Umgebung.
"Heimat" kehrt heute wieder in öffentliche Debatten und in die subjektive Erfahrung von Gesellschaft und Menschen machtvoll zurück. Lange als überlebter Begriff abgetan, als Requisit aus der Rumpelkammer der Blut-und-Boden-Reaktion verachtet, sind Heimatgefühle wieder zulässig, gesellschaftlich anerkannt und damit in vieler Munde. Heimatpflegevereine blühen in Südtirol wieder auf oder konstituieren sich neu, wie in Brixen der sprachgruppenoffene Verein "heimat".
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