Leserbrief im Wochenmagazin ff (15.01.2009) von einer Mutter eines Neonazis zum Thema "Rechtsextremismus in Schenna". Name der ff-Redaktion bekannt.
Ich beziehe mich auf einen Infoabend zum Thema Gewalt und Extremismus bei Jugendlichen, der unlängst in Schenna stattgefunden hat. Gekommen waren Eltern der Volks- beziehungsweise Mittelschule, Lehrer, Schuldirektorin, Streetworker und Jugenddienst und die Vertreter der Gemeinde Schenna. Endlich, nach vielen langen Jahren, greift man dieses Problem auf. Lange, viel zu lange hat man weggeschaut, nicht wahrhaben wollen, dass wir ein immer größer werdendes Problem mit unseren Buben haben. Uns Eltern, speziell den Eltern der betroffenen Jugendlichen, war es bekannt, dieses schier unlösbare Problem. Nur wer konnte und wollte uns helfen?
Vielleicht denkt man einmal darüber nach, warum Schenna die Hochburg dieser radikalen Gruppe ist. Eigentlich sollten die Eltern dankbar und froh darüber sein, dass sie über dieses Phänomen aufgeklärt werden. Man kritisierte bei besagter Versammlung aber lieber eine Streetworkerin, die ihre Meinung kundtat. Niemand von den anwesenden Eltern hatte die Courage, sie zu unterstützen. Das ist sehr traurig. Immerhin ist sie eine Person, die sich für unsere Buben und Jugendlichen einsetzt. Einige klopften ihr lieber nachher lobend auf die Schulter. Leider hat man diesen Infoabend im Dorf zu wenig bekannt gemacht. Auch die Eltern der betroffenen Buben wussten teilweise nichts von dieser Versammlung.
Das hat eine gewisse Logik. Alles unter den Tisch kehren und so tun, als sei alles in bester Ordnung, das war bislang der Weg, den man in unserem Dorf eingeschlagen hat – es ist der wohl schlechteste Weg.
Er hat weitere Vorurteile mit sich gebracht und die Unart, betroffenen hilflosen Familien noch zusätzlich eins draufzugeben. Das ist bei uns im Dorf so der Brauch. Und es scheint auch zunehmend Brauch bei den Medien zu werden, wie Artikel der Burggräfler Bezirkszeitung WAS in der Vergangenheit gezeigt haben. Man hat uns betroffenen Familien darin regelrecht den Stempel aufgedrückt. Unerhört finde ich es, wie gewisse Lehrer unsere Kinder und uns als Eltern darin denunzierten.
Das Problem an der Wurzel packen und gemeinsam lösen, das ist die beste und einzige Lösung.
Es gab mit der Ausstellung „Die braune Falle. Eine rechtsextremistische Karriere“, organisiert von der Landesberufsschule „Savoy“ in Meran, vor einigen Monaten eine überaus aufklärende Ausstellung. Aber nur die allerwenigsten im Dorf haben sie sich angeschaut! Wäre der Besuch nicht ein Pflichtprogramm für die Schulen? Können wir ein „Aussteigerprogramm“ nutzen, wenn wir uns nicht einmal für grundlegende Aufklärung interessieren?
Ob in der Schule oder im Dorf – besser alles unter die Decke kehren und womöglich ohne großes Aufsehen. Man will ja nicht den Ruf des Touristendorfs aufs Spiel setzen. Hauptsache weg vom Tisch. Egal wie. Mit dem Herumhacken auf unseren Buben ist es jedenfalls nicht getan.
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