martedì 8 febbraio 2011

Il Duce é morto, evviva...? - Teil 1

KOMMENTAR | Zwei Wochen ist es her, dass die SVP-Abgeordneten Zeller und Brugger die Bombe platzen ließen: Die faschistischen Relikte in Südtirol sollen entfernt bzw. umgestaltet werden. Nach Jahrzehnten des Stillstandes kommt Bewegung in eine Debatte, die so versteinert schien wie ihr Gegenstand.
Was wie eine glückliche Fügung der gefiederten Schicksalsgöttin aussieht, hat jedoch handfeste Gründe, die durchaus ihre Komik haben: Ein wegen einstürzender antiker Gebäude unter Beschuss geratener Minister gibt, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, gleich ein halbes Dutzend weiterer historischer Bauwerke für die Abrissbirne frei. Der SVP, jahrelang selbst von der Existenz von Siegesdenkmal und Co. als manifest gewordene allgegenwärtige Bedrohung aus dem Süden profitierend, wurden sie in den letzten Jahren jedoch immer mehr zum Mühlstein, der sie unter die magische Grenze der absoluten Mehrheit zu ziehen drohte - versinnbildlichten sie bekanntlich im Diskurs von Süd-Tiroler Freiheit und Schützen vor allem die Unfähigkeit der SVP, diese Bedrohung abzuwenden. In einem letzten Akt soll der Stein des Anstoßes das in Form von Klotz und Knoll wiederauferstandene Narrativ von Angst und Opfer begraben, welches es über Jahrzehnte hinweg gestützt hatte und heute einer gebetsmühlenhaft verbreitete Kunde von Wohlstand und Polit-Primus gewichen ist.

Rechte Offensive
Als Grabstein taugt das Siegesdenkmal jedoch ebenso wenig wie als Ausgangspunkt eines neuen Paradigmas einer pluralistischen Gesellschaft in Südtirol, denn darum geht es auch gar nicht, im Gegenteil: Die SVP ist nach der Schlappe von 2008 in die Offensive gegangen, mit neuem und weniger tolpatschigen Parteivorsitzenden und einer Seilschaft in der 2. Reihe, die sich auf die Zeit nach dem Sternenkönig bereit macht. Nach dem kürzlich verabschiedeten verschärften Gesetz zur Einwanderung, mit dem den Freiheitlichen das Wasser abgegraben werden soll, folgt nun der zweite Streich gegen das liebste Steckenpferd der Süd-Tiroler Freiheit - eine innerdeutsche Angelegenheit also.

Für eine radikale Historisierung
Freilich ist diese Entwicklung, trotz dieser Umstände, zu begrüßen, denn die sichtbare Bedeutung der faschistischen Relikte muss durch eine radikale Historisierung - wie auch von den Historiker*innen in einem offenen Brief gefordert - gebrochen werden, sie müssen als solche verstummen und als Mahnmale in Funktion einer Zeugschaft des Faschismus eine neue Sprache finden.  Fadenscheinige Kranzniederlegungen sollen, wenn schon nicht verhindert, so doch in einem anderen Licht erscheinen. Allzugroße Euphorie möge sich jedoch nicht ausbreiten, zum Einen weil aus der medialen Bombe ein reales Bömbchen zu drohen scheint:  Dass der eine oder andere Patriot, der die Trümmer schon fliegen und die Steine bersten sah, enttäuscht sein wird, war klar. Ein Museum oder eine Gedenkstätte wird es aber ebenso wenig geben: größere Tafeln für das Siegesdenkmal, Beschilderung der Beinhäuser, und statt von Entfernung des Piffrader-Frieses ist im Wettbewerbsausschreiben von der "Neugestaltung der Fassade" die Rede. Viel Platz für die Aufarbeitung der unrühmlichen Geschichte des Landes bleibt da nicht.

Stein des Anstoßes
Die Frage aber, die zu interessieren hat, jene nämlich wie es um die Bedeutung dieser Entwicklungen für die kulturellen Kämpfe in Südtirol bzw. ihre Befriedung bestellt ist, betrifft die Rolle der Italiener*innen, den "ungelösten Knoten der Autonomie" (Liberto) Südtirols. Weniger jedoch als regionalspezifische Eigenheit offenbart sich hier die Widersprüchlichkeit jeder nationalstaatlich verfassten Staatsgemeinschaft. Der ethnische Konflikt (im Grunde ist diese Bezeichnung verfälschend, handelt es sich doch um einen Nationalitätenkonflikt, bei dem die Idee der Ethnie einer Seite besser ins Konzept passte) bleibt vom Siegesdenkmal als Gebäude erst einmal weitgehend unbeeinflusst, entfaltet es doch erst im kulturellen Kontext seine Bedeutung. Und für die eingefleischten Faschisten wird immer der Duce aus den Laaser Steinen sprechen, egal was für eine Tafel darunter steht. Für den Nationalitätenkonflikt in Südtirol ist der diskursive Rahmen, in welchem über die Umgestaltung verhandelt wird, in diesem Sinne weit wichtiger als das schlussendliche Ergebnis. Ein Blick auf die Vorgehensweise und Äußerungen der SVP zeigt jedoch, dass diese sich  in Bahnen bewegt, die keine neuen sind, womit eine einmalige Chance vertan wird.

1 commento:

  1. http://www.casapounditalia.org/index.php?view=details&id=333%3Abolzano-manifestazione-nazionale-di-cpi-a-difesa-dei-monumenti-italiani-in-alto-adige&option=com_eventlist&Itemid=101

    Kein Fussbreit den Faschisten!
    Hoffe stark ihr plant schon eine Gegendemo!!!

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