sabato 16 luglio 2011

Zeig dein Gesicht - Aktion

Unübersehbar für die Bevölkerung wurde das Ortsbild von Lana in den letzten Monaten zunehmend durch Nazischmiererein verunziert. Aus diesem Grund starteten zwei Symphatisanten der Antifa Meran eine antifaschistische Initiative und übermalten die neonazistische Propaganda mit weißer Farbe. 



Das Motto der Aktion "Zeig dein Gesicht", soll Zivilcourage und Engagement Jugendlicher gegegen Rechtsextreme fördern. Noch immer findet rechtes Gedankengut besonders bei Jugendlichen offenes Gehör.
Für die Jugendlichen der Aktion ist es wichtig ihr Gesicht und ihre Grundhaltung basierend auf Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität, fgegen jede Form von Faschismus, Rassismus, Sexismus, Homophobie und Nationalismus, zu zeigen. Werte, die leider oft in der Südtiroler Gesellschaft in den Hintergrund rücken. 

Man will die Präsenz dieser braunen Propaganda im öffentlichen Raum nicht mehr dulden, und klarstellen dass rechtsextremes Gedankengut in der Gemeinde Lana und hoffentlich weit darüber hinaus keinen Platz hat.

Zeitungsartikel in der Tageszeitung, vom 14.07.2011. Für vergrößerte Darstellung drauf klicken.


Zeitungsartikel in der Dolomiten, vom 19.07.2011. Für vergrößerte Darstellung drauf klicken.

venerdì 15 luglio 2011

"Frei.Wild" gegen "Frei Schnauze"

Ein Bericht von www.netz-gegen-nazis.de


Markenrecht oder Meinungsfreiheit? "Frei.Wild" gegen "Frei Schnauze"

  Die Berliner Punkband "Frei Schnauze" wollte mit einem T-Shirt-Motiv ihre Kritik am deutschtümelnden Rock der Band "Frei.Wild" äußern. Nun bekam sie ein Abmahnung von der "Südtiroler" Band, die in der Tradition der "Böhsen Onkelz" musiziert.

Von Milla Frühling
Die aktuell äußerst erfolgreiche Band "Frei.Wild" geht mit einer kritischen Meinungsäußerung einer eher kleinen Berliner Punkband namens "Frei Schnauze" nicht gerade gelassen um. Die Berliner hatten das "Frei.Wild"-Logo modifiziert, indem sie das "Wild" ausgekreuzten durch das Wort "Schnauze". Ergänzt wurde das Werk mit dem Slogan "Politcore statt Kommerzrock". Das Motiv hatte die Band auf T-Shirts gedruckt.
Eben dies möchte ihnen nun die Frei.Wild GbR untersagen. Dazu fordert sie die Offenlegung aller mit dem Verkauf des Shirts beteiligten Personen, wie "Auftraggeber, Käufer, Werbepartner, sonstige Multiplikatoren". 1.500 Euro Anwaltskosten sollen mit dem Schreiben außerdem anfallen.
"Frei Schnauze" will sich dies alles nicht gefallen lassen und wehrt sich nun anwaltlich gegen die Abmahnung. "Wir selbst betrachten besagtes Shirtmotiv als unser ganz persönliches Statement zur Grauzonendiskussion und zu zwielichtigen Bands, die sich gern im Schlamm des vermeintlich Unpolitschen wälzen", so die Band in einer Pressemitteilung und bittet um Unterstützung. Die erhält sie bisher unter anderem von Endstation rechts, die mit ihrem Anti-Nazi-Klamottenlabel "Storch Heinar" bereits einen ähnlichen Streit mit der bei Rechtsextremen beliebten Marke Thor Steinar ausfechten mussten - und gewannen. Die Richter sahen keine Verwechslungsgefahr und ließen die Satire zu. "Frei Schnauze" sehen ihre Motivabwandlung als Kommentar und so von der Meinungsfreiheit gedeckt.
Die Band "Frei.Wild"
Inhaltlicher Hintergrund des Streits sind die nationalistisch-völkischen Inhalte der Lieder und die rechtsoffene Attitüde der Band "Frei.Wild", die aktuell als legitimer Nachfolgeband in die Fußstapfen der "Böhsen Onkelz" getreten ist und nun das Feld der "patriotischen Popkultur" äußerst erfolgreich bearbeitet. So schoß ihr letztes Album "Gegengift" (2010) in der Woche des Erscheinens auf Platz 2 der deutschen Albumcharts, aktuell spielt die Band auf diversen großen Festivals.
Das ist möglich, weil sich die Bandmitglieder als ehrliche, bodenständige Rebellen inszenieren, die mit ihren Songs exzessiv ein "Wir-gegen-Euch"-Gefühl bedienen - wobei "wir" der "kleine Mann" ist und "ihr" die (feindliche) Politik, aber auch "wir" die Unangepassten und "ihr" die Menschen, die in Schubladen denken.
Taktik: Wind aus den Segeln nehmen
Zu denen gehören "Frei.Wild" selbstredend nicht. Die Band betont stets, wie frei sie von allem sind, und so ist es nur folgerichtig, dass sie ihre Musik als völlig unpolitisch präsentieren. Überhaupt haben sie es perfektioniert, misstrauischen Menschen von vorn herein den Wind aus den Segeln zu nehmen - schließlich soll dem - auch kommerziellen - Erfolg keine politisch rechte Festlegung im Wege stehen. So sprechen und singen die "Frei.Wild"ler gern darüber, dass sie keine Nazis sind und keine sein wollen. Die Taktik, sich gegen "Nazi-Sein" zu verwehren, um rechtsaffine Inhalte ungestört verbreiten zu können, ist in der Szene nicht unüblich. Zum taktischen Geschick der Band gehört auch, die neonazistische Vergangenheit von Sänger Philipp Burger als "Jugendsünde" zu verpacken. Damals sang er bei der Skinhead-Rechtsrockband "Kaiserjäger", die aber längst aufgelöst ist. Wer kann gegen so viel Offenheit etwas einzuwenden haben? Argumentativ schwieriger war es da schon, das Engagement Burgers 2008 bei der "Freiheitlichen Jugend" der rechtspopulistischen Südtiroler Partei der "Freiheitlichen" zu erklären - gibt sich die Band doch sonst so politikfern.
Woher kommt der rechte Erfolg?
Allerdings gibt es auch darüber hinaus Gründe, dass die Band auch in rechtsextremen Kreisen gut gelitten ist und ihr Erfolg als Beweis gefeiert wird, dass patriotisches Denken unter Jugendlichen wieder im Kommen sei. Denn die Text von "Frei.Wild" sind nicht unpolitisch. Die Mitglieder von "Frei.Wild" sind in Norditalien beheimatetet, bezeichnen sich aber konsequent als "Südtiroler", die ihr Deutsch-Sein als "Minderheit" besonders pflegenswert finden. Dies drücken sie auch in Texten aus, die völkisch-nationalistisches Klischeebilder bedienen. Im Song "Wahre Werte" kulminiert das in der Zeile "Wo wir leben, wo wir stehen, ist unser Erbe, liegt unser Segen; Heimat heißt Volk, Tradition und Sprache, für uns Minderheiten eine Herzenssache." und später "Sprache, Brauchtum und Glaube sind Werte der Heimat, (...) ohne sie gehen wir unter, stirbt unser kleines Volk."
Auch Feindbilder braucht man nicht lang zu suchen. So wird in "Land der Vollidioten" beklagt: "Kreuze werden aus Schulen entfernt, aus Respekt vor den andersgläubigen Kindern." In dem Song geht es übrigens darum, alle als Idioten zu bezeichnen, die solchen Patriotismus mit Nazitum gleichsetzen - man liebe doch nur sein Land. Dass diesen Abschottungsfantasien sich immer gegen andere wenden - und in diesem Fall wird eine islamfeindliche Argumentationen schon mitgeliefert - , wird so angenehm ausgeblendet. Es ist eine Debatten, die wohl jeder kennt, der im Leben oder im Internet schon einmal mit Rechtsaußen-Menschen debattiert hat.
Dazu passt argumentativ auch, dass der "Frei.Wild"-Sänger in Interviews erklärt, Nazi-Skinheads seien auf "Frei.Wild"-Konzerten willkommen. Er wolle niemanden ausgrenzen, nur weil der anders denke.
Die Berliner Band "Frei Schnauze" sieht "eine Gefahr in der kommerziell motivierten Öffnung nach Rechts" und stellt fest: "Die Duldung von Nazis auf den eigenen Konzerten ist für uns nicht unpolitisch, sondern ein bewusstes Bekenntnis zur Rechtsrock-Szene." Ob ihr T-Shirt-Motiv mit ihrem Protest zum Thema dem "Frei.Wild"-Logo zu nahe kommt, muss nun wohl ein Gericht entscheiden.

quelle: www.netz-gegen-nazis.de

venerdì 1 luglio 2011

"Empörung" non basta piú

Kommentar

Das politische Spektakel lebt von der Provokation. Es sind diese inszenierten Skandale, die einem erstarrten politischen System den Schein von Leben verleihen - ein System, in dem jede Partei verzweifelt nach Abgrenzung bemüht ist um zu verdecken, dass sie im Grunde beliebig austauschbar sind. Vor diesem Hintergrund wäre die Eskapade von Alessandro Bertoldi, PDL-Jugendkoordinator, zum Thema Feuernacht nicht die Rede wert - wären seine Aussagen nicht derart faschistoid, dass einem schlecht wird.

Das Nahverhältnis des Jugendkoordinators zu neofaschistischen Gruppen wurde in diesem Blog schon eingehend dargelegt ("Uniti senza se e ma", 2011). Mit seinen jüngsten Aussagen hat er sich endgültig in ein Eck katapultiert, dem jede Nachsicht verwehrt sein muss. Angesichts der Debatte zum 50. Jahrestag der Feuernacht und der Entschuldigung von Mauro Minnitti zweifelt Bertoldi nicht nur die Folterung der BAS-Aktivisten an, er meint zudem, sie seien wenn schon dann zu wenig heftig ausgefallen. In einer krisenhaften Situation ist jedes Mittel recht, um die Ordnung wiederherzustellen und um ihre Taten zu rächen. Bertoldi schreibt (vgl. stol.it-Artikel):
"I terroristi sudtirolesi malmenati negli anni '60, se è vero, è stato troppo poco! ... in una condizione di disordine sociale e di rischi e pericolosità, lo Stato ha pieno diritto, ma lui solo, a utilizzare la forza come risoluzione immediata del problema. Visto il contesto e quel che i terroristi fecero in quegli anni, le "torture" di cui sono stati "vittime", se mai vi siano state, sono state poco e sempre troppo poco, visto che questi successivamente e ancora oggi non hanno pagato per ciò che hanno fatto e non hanno scontato un giorno soltanto di carcere, com'era stato invece predisposto dai nostri tribunali."
Abgesehen davon, dass Südtirol zu dieser Zeit ein undurchschaubares Exerzierfeld von in- und ausländischen Geheimdiensten sowie verschiedenster Gruppierungen war, so muss der Widerstand der BAS-Aktivisten [1] - auch wenn sie oft eine andere politische Linie verfolgten - angesichts der repressiven staatlichen Politik als legitim anerkannt werden. Der Schutz der Rechte politischer, ethnischer, kultureller und religiöser Minderheiten ist seit jeher Ziel und Wert emanzipatorischer Bewegungen gewesen.

Wer Minderheiten und Individuen sowie ihre Rechte nicht nur geringschätzt, sondern sie im Namen der Wiederherstellung einer politischen Ordnung zu rechtlosen Subjekten erklärt, deren Interessen mit allen Mitteln der Macht gebrochen werden dürfen, der unterscheidet sich in keinster Weise von den faschistoiden Ideologen, die diese Politik vor nicht allzulanger Zeit nicht nur in Italien verfolgt haben. Wer im Namen einer "Blutrache" Folter und Mord legitimiert, hat sich als Jünger einer unmenschlichen Idee enttarnt.

Als Fürsprecher von Staatsgewalt und Staatsterror erklärt sich Bertoldi zum Sprachrohr jener Staatsräson, die in den 60er-Jahren am Werk war - das Problem sind nicht die "Italiener" oder "Italien", sondern eine politische Ordnung, die ihre Macht um jeden Preis erhalten will. Wer die Lehre daraus zieht, darf seine Hoffnung nicht auf Österreich oder einen neuen Staat setzen, sondern muss mit einer Ordnung brechen, die ihre Brutalität in zyklischer Regelmäßigkeit äußert (Folterungen in den 60er-Jahren, Polizeigewalt in Genua 2001 oder in Meran 2009) - es wäre die Forderung nach demokratischer Selbstbestimmung und Gemeindeautonomie gegen die uneingeschränkte Macht eines Zentralstaates, die es zu äußern gilt. Gerade aufgrund einer Radikalisierung am rechten Rand, für die eine Person wie Bertoldi exemplarisch steht.


[1] Gewiss gab es Differenzen in den verschiedenen Aktivisten-Generationen, was Motiv und politische Ausrichtung betrifft.