Der Chefredakteur bedient sich in diesem Text nicht nur gängiger Klischees und Vorurteile, er hat auch alle journalistischen Mindeststandards über Bord geworfen. Weder die Behauptung einer "organisierten kriminellen Vereinigung" hinter den BettlerInnen lässt sich nachweisen, noch entspricht das angebliche Tageseinkommen von 80 Euro nur im Entferntesten der Realität. Seriöse wissenschaftliche Untersuchungen sprechen von einem Tagesverdienst von 12 bis 16 Euro, was eine "organisierte Kriminalität" von selbst ad absurdum führt: Es wäre schlicht und einfach nicht lukrativ genug. Nichtsdestotrotz erweckt der Autor den Eindruck einer "Invasion" krimineller "Bettel-Clans", die in Südtirol fette Beute machen.
Norbert Dall'Ó untermauert seine Thesen mit SchülerInnenaufsätzen, wenn er die "Feldstudie" einer bundesdeutschen Gymnasiumsklasse zitiert, und hat für die Recherche offensichtlich nicht ein einziges fachwissenschaftliches Werk zu Rate gezogen. Vielmehr versteigt er sich in abwertende und antiziganistisch gefärbte Aussagen über Roma, die in "Zigeuner-Camps hausen", schreibt über "Beutezüge von Bettel-Clans" und Hochburgen von "Rumänen-Clans". Für eine ähnlich widerwärtige Aussage über "Marokkaner-Diebe" hat ein ehemaliger FPÖ-Kandidat in Tirol 8.000 Euro Strafe gezahlt, um einer Verurteilung zu entgehen.
Dass seitenweise frustrierte Polizeiexponenten zu Wort kommen und die Gegenseite mit ein paar Zeilen abgespeist wird, trägt ebenso wenig zur ausgewogenen Berichterstattung bei. Auch wenn er mehrfach anonyme Aussagen Dritter zitiert, ist letztlich der Autor für das Gesamtbild verantwortlich, das sich ergibt. Denn anstatt nach den strukturellen Ursachen von Armut, Bettelei und Verrohung zu fragen, wird hier eine reißerische Story über eine "internationale Bettelmafia" konstruiert, die sich gut verkaufen lässt.
Tendenziöse Berichterstattung, Einseitigkeit und Effekthascherei - wenn das die "Qualität" des ff-Wochenmagazins ist, dann ist es um die Südtiroler Medienlandschaft schlecht bestellt. Was jetzt unmittelbar gefragt ist, ist eine Entschuldigung und Richtigstellung vonseiten des Autors. Ansonsten sind die LeserInnen und AbonentInnen ihrerseits gefordert, Konsequenzen zu ziehen.
Die Kritik im Detail
haha ff chefredakteur schreib vun oberschialer o... soweit sein mor schun. drecksblattl
RispondiEliminaleider wahr.
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