martedì 26 aprile 2016

Commemorazione vittime del 30 aprile - In Gedenken an die Opfer des 30. April

Kundgebung - manifestazione

(Segue testo in italiano)

30. April 1945 - 2016

April, der 30. In Meran ist dies kein Tag wie jeder andere: Es ist jener Tag, an dem – ein Mal im Jahr – ein Skelett aus dem Schrank kommt, in den es die kollektive Erinnerung für allzu lange gesperrt hat. Am 30. April 1945 eröffneten Soldaten der SS, mit der Unterstützung einiger Bürger, das Feuer auf eine friedliche Demonstration, töteten neun ZivilistInnen und verletzten viele andere. Ein nazistisches Verbrechen, ein Kriegsverbrechen, das sowohl aus der nationalen wie auch lokalen Geschichte getilgt wurde.
Unser Gedenken soll keines jener ritualisierten sein, bei dem die Erinnerung eine Entschuldigung ist, für ein paar Stunden auf der Straße zu stehen, um dann mit reinem Gewissen nach Hause zu gehen. Mit dem heutigen Tag wollen einen neuen Weg gehen und den Versuch wagen, unsere Geschichte einer globalen Bewertung zu unterziehen. Viel zu langen existierten in diesem Land zwei unterschiedliche und gegensätzliche Versionen der lokalen Geschichte nebeneinander; zwei Narrative, die der Selbstversicherung als Opfer dienten und jede Frage der Schuld den Anderen in die Schuhe schob; zwei Visionen, die opportunistisch von der Politik eingesetzt wurden und dadurch die Trennung zwischen den Sprachgruppen untermauert haben.
Wir
glauben, dass die Zeit jetzt überreif ist, diese beiden Kapitel der Geschichte endgültig zu schließen und ein neues zu schreiben: eine geteilte Erzählung der Vergangenheit, mit allen seinen lichten und schattigen Stellen, die sich der historischen Verantwortung in reifer und bewusster Weise stellt. Nur so lässt sich ein neues Südtirol schaffen, das wirklich und tatsächlich eine gemeinsame Heimat für alle ist.

>>> Samstag - Kornplatz Meran, 14:30 Uhr


30 aprile 1945 - 2016

Il 30 aprile, a Merano, non è un giorno come tutti gli altri, ma è l'occasione in cui uno scheletro esce, una volta all'anno, dall'armadio in cui la memoria collettiva lo ha rinchiuso troppo a lungo. Il 30 aprile del 1945 i militari delle SS, con l'appoggio di alcuni cittadini, aprirono il fuoco su un corteo pacifico uccidendo nove civili e ferendone molti altri. Una strage nazista in piena regola, un crimine di guerra rimosso tanto dalla storia nazionale, quanto da quella locale.
La nostra non vuole essere l'ennesima commemorazione ritualizzata in cui la memoria diventa una scusa per stare in piazza un paio d'ore prima di ritornare a casa con la coscienza pulita. Con oggi vogliamo provare a dare il via ad un percorso di rivalutazione globale della nostra storia. Fin troppo a lungo, infatti, su questo territorio sono coesistite due visioni distinte e antitetiche della storia locale, due narrazioni utili ad avvolgersi in una rassicurante aurea di vittimismo addossando ogni colpa e ogni responsabilità storica all'altro, due visioni che, opportunamente sfruttate dal mondo della politica, hanno costituito il fondamento della separazione tra gruppi linguistici. Crediamo che i tempi siano finalmente maturi per riallacciare queste due storie separate e ricondurle in una unica narrazione condivisa, con tutte le sue luci e le sue ombre, in cui le responsabilità storiche siano affrontate in modo maturo e consapevole. Solo così si potrà creare un nuovo Sudtirolo che sia veramente una casa comune per tutti.


>>> Sabato - Piazza del Grano Meran/o, ore 14:30

Am Brenner: Eine symbolische Grenzüberquerung


Am Sonntag, 24. April, einem Tag vor der historischen Befreiung Italiens vom Faschismus, machten sich an die 300 Demonstranten und Demonstrantinnen auf, um an der Grenze zwischen Italien und Österreich gegen deren geplante Schließung zu protestieren, gegen die europäische Politik der Abschottung, für ein Europa der Solidarität und des Friedens.
Organisiert wurde der Gedenkmarsch von verschiedenen Kulturzentren Bolognas, die mit mehreren Bussen angefahren kamen. Empfangen genommen wurden sie im 2000 Seelendorf Brenner von mehr als 300 österreichischen Polizisten/innen, die 200 Meter hinter der Grenze den Durchgang für die Demonstranten/innen blockierten.
Als Startpunkt für den symbolischen Marsch über die Grenzlinie wurde der Bahnhof gewählt, der derzeit für viele Geflüchtete die Endstation ihrer Reise nach Nordeuropa markiert. Dort wurden Schwimmwesten verteilt, um der vielen Menschen zu gedenken, die immer noch tagtäglich im Mittelmeer ertrinken, die ihr Leben riskieren, um vor Krieg, Verfolgung und Unterdrückung zu fliehen. Jedem der Teilnehmer und Teilnehmerinnen an der Demonstration wurde ein sogenannter „World-Passport“, ein Weltreisepass ausgehändigt, als Symbol für die Gleichstellung aller Menschen, unabhängig von Hautfarbe, Herkunft oder Ausbildung und dafür, dass die Protestierenden für ein grenzenloses Europa der Gemeinschaft und Nächstenliebe einstehen und nicht für ein Europa der Abschottung und des Misstrauens. Begleitet von schriller Musik und lauten Parolen wie „nostra Europa non ha confini, siamo tutti cittadini“, oder „No boarder, no nation, stop deportation“ schritten die TeilnehmerInnen zum Grenzübergang, wo die österreichische Polizei sich schon positioniert hatte.
Ausgerüstet mit Pfefferspray, Schlagstöcken, Kampfhunden, Helmen und Schutzschilden hatten sie ein jedes Durchdringen der Protestbewegung unmöglich gemacht. Als trotzdem einige Demonstrierende versuchten, die Blockade zu durchbrechen, setzte die Polizei Pfefferspray ein und fuhr mit zwei Wasserwerfern vor, um die Protestierenden zurückzudrängen und den Gedenkmarsch zu beenden. Als ein Teilnehmer aber gewaltsam aus der Menge gezerrt und von der Polizei verhört wurde, setzten sich die Versammelten demonstrativ vor das Polizeiaufgebot und forderten dessen Freilassung, die eine Stunde später stattfand.
Das was am Sonntag am Brenner passierte, reflektiert welche Politik gerade in Europa angestrebt wird, eine Politik der Grenzen und der Kontrolle. Wir leben in einem Europa, das sich seiner historischen Verantwortung entzieht und das lieber die Augen verschließt, vor dem was außerhalb seiner Grenzen passiert. Ein Europa, das die Globalisierung nutzt, um sich wirtschaftlich zu bereichern, sie aber ablehnt, wenn Menschen weltweit auf Hilfe angewiesen sind.
Daher an alle WeltbürgerInnen: Zeigt euch solidarisch und willensstark, lebt die Werte der Gemeinschaft, auf die einst die europäische Union ihre Grundpfeiler aufgebaut hat und lasst uns ein Europa der Verbundenheit leben, ein Europa frei von Grenzen und Vorurteilen.

Bericht: Mara Stirner

mercoledì 20 aprile 2016

Auf zum Marsch für Bewegungsfreiheit! So, 24. April - 12h - Brennerpass


Testo in Italiano sotto | Facebook

Mit dem im März unterzeichneten Abkommen zwischen der EU und der Türkei hat ein neues Kapitel in der dramatischen Migrations- und Flüchtlingspolitik begonnen. Die Festung Europa hat die Balkan-Route geschlossen und somit die schmutzige Arbeit der illegitimen Abschiebungen an Erdogan und der Türkei abgegeben, an ein Land das offiziell die Menschenrechte verletzt. Die Zwangsabschiebung begann mit Verletzungen und Gewalt. Zugleich hat Österreich im Alleingang beschlossen die Grenzkontrollen am Brenner wieder einzuführen die die Beendigung der Bewegungsfreiheit innerhalb Europas mit sich bringt. Doch es ist klar, dass diejenigen, die vor Hunger und Kriegen fliehen sich nicht von einem Zaun oder vom Tränengas aufhalten lassen, sondern versuchen werden, neue Wege in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu finden.

martedì 5 aprile 2016

Nur mal so zur Klarstellung: Ich distanziere mich nicht! | Kommentar



Dass aus dem rechten Eck sinnbefreite Sprüche zur gestrigen Demo kommen würden, war klar. Dass Stol und Dolomiten, die nicht mal eine*n Reporter*in vor Ort hatten und nur eine Agenturmeldung abdruckten, ein Bürgerkriegsszenario heraufbeschworen und mit Slogans wie "Gewalt am Brenner" und "Chaos bei Demo" auf Verkaufstour gingen - ok, journalistisch unzumutbar und bedauerlich, aber überrascht jetzt auch nicht sonderlich. Wenn aber Personen, denen Medienkritik und Vernunft keine Fremdwörter zu sein scheinen, in übelster Manier über die Demonstrant*innen herziehen, ohne jedes Gefühl für Angemessenheit und Wahrheit ("HC Straches Adjutanten", "gehirnamputierte Arschlöcher", "Berufschaoten"), dann muss doch noch mal etwas klar gestellt werden.
  1. Wenn man keine Ahnung hat: Leise sein. Guter Tipp für all jene, die nicht dabei waren, aber vorhaben, mit markigen Sprüchen und einseitigen Schuldzuweisungen unterm Arm von seiner Wohnzimmercouch aufzustehen und sich weit aus dem Fenster zu lehnen. Nur so generell.
  2. Wenn man keine Ahnung hat, aber mitreden möchte: Sich informieren. Die Berichterstattung über die Demo war sehr breit, vom Tagesspiegel über Krone bis hin zur Repubblica und BBC. Das ist schon mal gut. Dass sich viele Medien wie angefixte Hühner in den Gewaltaspekt verhackt haben und die Tatsache, dass über 1.000 Menschen gegen Nationalismus, die Missachtung von Menschenrechten und die europäische Desintegration auf den Brenner gekommen sind, vollständig ausgeblendet haben, spricht eher gegen die Medien als gegen die Demonstrierenden. Aber es gab auch ausgewogene und objektive Berichte, z. B. auf Salto, bei Tirol Heute, RAI oder der Repubblica.
  3. Also nochmal: Chaos? In den drei Stunden der Demodauer war es fast die ganze Zeit über wie aus dem Polizeibilderbuch: Alles im Rahmen des Erlaubten. Dann gab es eine kurze Blockadeaktion bei den Geleisen, wodurch der Zugverkehr für 1,5 h unterbrochen wurde. Und dann die eine halbe Minute dauernde Aktion, die dann in allen Zeitungen zu sehen war: Eine Gruppe von Aktivist*innen versuchte, an der Polizeikette vorbei zu kommen - gut dokumentiert auf diesem Video. Die Aktivist*innen wurden weder handgreiflich oder gewalttätig, sie bewegten sich auf die Polizisten zu, diese weichen zwei Meter zurück, bevor sie mit massivem Pfeffersprayeinsatz die Demonstrierenden wieder zurückdrängen. Was (aus der Logik der Polizei) auch durchaus nachvollziehbar ist, es waren nicht viele Polizisten aufgestellt, sie wären sonst einfach abgedrängt worden. Dann fliegen noch ein paar Bengalos. UND. DAS. WARS. Also ehrlich, sowas läuft normalerweise unter "ziviler Ungehorsam" oder "Rangelei". Wer will, "Zusammenstöße mit der Polizei". Aber Chaos? Gewalttätige Ausschreitung? Schlachtfeld? Seriously?
  4. Vor allem diese Doppelmoral. Egal wie man es nennen möchte und ob es sinnvoll war sei auch dahingestellt - aber wer sich über diese Aktion derart aufregen kann, die hunderten Toten im Mittelmeer aber als Kollateralschaden einer durchaus vernünftigen "Migrationspolitik" betrachtet, Militär an innereuropäischen Grenzen akzeptabel und einen erdigen Autokraten, der im Süden seines Landes ganze Städte zerschießen lässt, für einen Verbündeten Europas, der hat jedes Maß für Recht und Unrecht verloren.
  5. In diesem Sinne: Ich distanziere mich nicht. Natürlich kann man sich fragen, ob diese Aktion schlau war oder dem Ziel abträglich, weil sie Angriffsfläche bietet und Bilder, die befremden können. Aber bei solchen "Journalisten" wie denen, die jetzt einen Bürgerkrieg herbeigeschrieben haben, hat man immer schon verloren. Es braucht zivilen Ungehorsam gegen ein Unrecht, das zu Recht gemacht wird, und militanten Widerstand, ehe Nationalismus und Faschismus triumphieren. Und es braucht Menschen, die für ein gemeinsames Europa, für Menschenrechte und Demokratie bereit sind, Grenzen zu überschreiten, wenn Grenzen gebaut werden sollen.

domenica 3 aprile 2016

Gegen die Grenzen - Demo am Brenner

Über 800 Personen haben sich am Sonntag Nachmittag am Brenner eingefunden um gegen die unmenschliche Flüchtlingspolitik Europas und die Errichtung eines Grenzzauns du demonstrieren. Die Teilnehmer kamen aus den Städten im Norditalienischen Raum, aus Trient und Südtirol, Österreich und Deutschland. Wir waren am Brenner uns uns der italienisch-österreichischen Grenze zu widersetzen. Kurzerhand wurden die Gleise von einigen Demonstranten blockiert, diese wurden aber schnell von der österreichischen Polizei vertrieben. Trotzdem kam der Bahnverkehr für längere Zeit zum erliegen. Symbolisch für die beschwerliche Reise vieler Flüchtlinge wurden Zelte auf die Gleise gelegt. 


Während dem Demozug wurden Sprechchöre gegen die Festung Europa, „no Border no Nation“ und „siamo tutti clandestini“ skandiert. Als am Ende die Polizei den Demozug  unter Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken blockierte, kam es vereinzelt zu Rangeleien und Flaschenwürfen. Mehrere Demonstranten mussten mit Platzwunden behandelt werden. Die übertriebenen Darstellungen in den Medien, die von Straßenschlachten und Chaos schreiben, können wir nicht bestätigen. Auch gab es laut unseren Informationen während des Umzugs keine Verhaftungen. Die Demo fand ihr Ende indem AktivistInnen auf österreichischen Boden in riesigen Lettern die Worte „Refugees Welcome to EU“ malten. 





Das Europa, das wir aufbauen wollen, ist ein Europa der Menschlichkeit und der Solidarität. Gegen Mauern und Barrieren und dem Erstarken der nationalistischen und rassistischen Ideen. Jetzt und immer! No Border – No Nation!