Stol.it titelte dann auch dementsprechend skandalheischend "Über die Schützen zu Nazi-Liedern" und machte aus einem kleine Link eine Provinzaffäre.
Der Schützenbund reagierte sofort und entfernte präventiv seien gesamte Linksammlung und distanzierte sich vom Inhalt.
Mit Händen und Füßen wehrt sich der Südtiroler Schützenbund stets dagegen, wenn Kritiker die „Gefiederten“ in die deutsch-nationale Ecke rücken wollen. Jetzt liefern sie ihnen die Beweise selbst auf einem goldenen Tablett – mit einem Link auf ihrer Homepage. Drei Klicks reichen, um von der Schützen-Homepage auf eine Seite mit reichlich Nazi-Material zu kommen. Texte einer ganzen Palette von Nazi-Liedern kann man hier kopieren bzw. anhören. Für die Schützen ist es eine „umfangreiche Sammlung von deutschen Volksliedern deren Melodie auch als Midi-Datei zum Download zur Verfügung steht.“ So steht es auf der Schützen-Homepage als Erklärung über die Inhalte des Links im Wortlaut. Tatsache ist aber, dass im äußerst umfangreichen Archiv der externen Internetseite – die nicht vom Schützenbund betrieben, aber von ihm als Link empfohlen wird – die wichtigsten Lieder aus der Zeit des Nationalsozialismus frei verfügbar sind.Neben dem „Horst Wessel-Lied“ – der inoffiziellen Hymne des Dritten Reiches – findet man u. a. auch „Heil Hitler dir“, „Gott sei mit unserm Führer“, „“Der Führer ruft“, Hakenkreuz am Stahlhelm“, „Führer!“, „Es zog ein Hitlermann hinaus“ und viele andere Lieder mehr. (Quelle: stol.it)
Mit voller Breitseite gegen die "Gefiederten"
Trotzdem ist die Polemik um den "Nazi-Link" mehr als ungerechtfertigt und hat wohl mehr die Züge einer parteipolitischen Schlammschlacht denn einer aufklärerischen Informationsarbeit. Denn es muss wohl verwundern, mit welcher Schärfe das Tagblatt dabei vorgeht - angefangen von der polemischen Berichterstattung, der Wortwahl und der Hartnäckigkeit, mit der agitiert wird.
So heißt es in einem der vier Artikel, die auf stol.it veröffentlicht wurden: "Nach dem Motto „Ja es stimmt, ich war böse, aber andere sind es auch“ versucht sich der Schützenbund aus der Verantwortung für den Nazi-Link auf der eigenen Website zu stehlen."
Die Art und Weise der Darstellung des Sachverhalts ist jedenfalls für die Autonome Antifa Meran nicht nachvollziehbar. Denn: Es entspricht nicht den Tatsachen, dass die verlinkte Seite rechtsextremen Ursprungs ist. Neben einer Fülle von Volksliedern unterschiedlicher Couleur bietet die Homepage eben auch Nazilieder an - neben "Bella Ciao" und DDR-Musik. Dies betont auch die Studie der Bundesprüfstelle, die im Stol-Artikel zitiert wird:
"Zwar würden auf den Seiten auch kommunistische, christliche und Volkslieder präsentiert, so dass kein expliziter volksverhetzender und rechtsextremer Gesamtzusammenhang des Angebots erkennbar sei. Jedoch sei durch die fehlende pädagogische und aufklärerische Kommentierung der Liedtexte und ihrer Inhalte zu befürchten, dass gerade Jugendliche, deren Geschichtsbewusstsein und Geschichtskenntnisse noch nicht voll ausgeprägt seien, durch die Lieder und ihre Texte sozialethisch desorientiert werden könnten."
Zu Recht argumentiert der SSB dann auch damit, dass mehrere andere staatliche Institutionen auch Links auf diese Seite setzen. Stol schreibt dann - einer eigenwilligen Logik folgend -, dass diese auf deren Homepage nicht "nach drei Klicks" erreichbar seien - als ob dies die einen zu Nazis und die anderen zu braven Staatsbürgern machen würde.
Was steckt dahinter?
Erinnern wir uns, mit welchem Aufwand die Athesia-Medien kurz vor den Landtagswahlen 2008 eine Kampagne gegen die Freiheitliche Partei gefahren haben, um diese ins rechte Eck zu stellen. Nicht dass eine solche Kritik nicht unberechtigt wäre (denken wir an die rassistische Politik der Freiheitlichen, ihre Verbindungen zur FPÖ und ihre Nähe zu rechtsextremen Subjekten). Die Art und Weise und der Zeitpunkt der "Berichterstattung" legte aber andere Schlüsse nahe. Die Frage nach dem, was dahinter steckt, muss deshalb auch diesmal gestellt werden. Und es darf wohl kein Zufall sein, dass die SVP und der LH Durnwalder neuerdings in die Rolle der "Friedensstifter" geschlüpft sind, die sich gegen die "Zündler" - Unitalia, Schützen ecc. - behaupten. Dass die Sache mit dem "Nazi-Link" dann auch dem Geschäftsführer Elmar Thaler, einem einflussreichen Strippenzieher des radikaleren Flügels - untergeschoben wird, rundet das Bild dann ab.
Die zwiespältige Moral des christichen Tagblattes
Während die Athesia-Medien so auf der einen Seite die "antifaschistischen" Sittenwärter spielen, haben sie kein Problem damit, dem Buch des Rechtsextremen Helmut Golowitsch in der Dolomiten breiten Raum zu widmen - ohne ein Wort zu dessen extremistischen Einstellung zu verlieren und im Gegenteil, nur lobende Worte für Autor und Werk findet. Der Inhalt kann dies vielleicht zutreffen (obwohl es zu bezweifeln ist), im Rahmen einer Quellenkritik ist diese Darstellung aber mehr als unverantwortlich.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Wir wollen nicht die Schützen vor berechtigter Kritik in Schutz nehmen, nur fällt jene der Athesia-Medien aus diesem Rahmen heraus und zeigt nur einmal mehr, auf welche Art und Weise die AtheSVP gewohnt sind, in Südtirol Politik zu machen - und dass diese mit problemorientierten Ansätzen nichts zu tun hat. All jene, die sich zur autonomen Opposition zählen, sollten sich jedenfalls hüten, auf diesen Zug aufzuspringen.